Bevor Orest als Letzter in dieser Kette von den Rachegeistern in den Wahnsinn getrieben wird, greift die Göttin Athene ein und beruft eine Volksversammlung ein, die über die Schwere von Orests Schuld abstimmen und so dem steten Kreislauf von Gewalt ein Ende setzen soll. Damit steht »Die Orestie« als einzige vollständig erhaltene antike Dramen-Trilogie nicht nur am Anfang unserer europäischen Theatertradition, sondern legt zugleich Zeugnis ab von der Entstehung der Demokratie.
Der Text der »Orestie« beglaubigt und verteidigt radikal jede einzelne der sich widersprechenden Positionen seiner Figuren. Diese Vielfalt an Stimmen bildet den Mythos, der der Gemeinschaft Orientierung gibt. Regisseur Philipp Rosendahl, dessen Inszenierung »Judas« bereits auf dem Spielplan des NTM steht, befragt das antike Textmaterial als spielerisches Narrativ: Welche Perspektive dominiert eigentlich, während einer anderen weniger Gehör geschenkt wird? Wie wird aus einer Vielfalt von Meinungen eine allgemein gültige Definition von »gut«, »richtig« oder »Schuld«? »Die Orestie« als Spielort, an dem Mehrdeutigkeit regiert.
Regie: Philipp Rosendahl
Bühne: Benjamin Schönecker
Kostüme: Brigitte Schima
Musik: Marco Mlynek
Licht: Robby Schumann
Dramaturgie: Anna-Sophia Güther
Klytaimnestra: Maria Munkert
Agamemnon: Patrick Schnicke
Orest: Arash Nayebbandi
Elektra: Vassilissa Reznikoff
Kassandra: Annemarie Brüntjen (Gast)
Aigisth: Eddie Irle
Iphigenie: Sophie Arbeiter
Zeus: Boris Koneczny
Das Bild zeigt Aischylos