2019 finden die Internationalen Schillertage bereits zum 20. Mal statt. Längst haben sie sich weit über Mannheim hinaus einen Namen gemacht. Nicht nur, weil bei diesem Festival das Werk eines einzigen Künstlers im Mittelpunkt steht und mit jeder Festivalausgabe neu gedeutet wird, sondern auch deshalb, weil es ihnen gelingt, Tradition und Gegenwart zusammenzudenken. Die Schillertage verknüpfen die internationale zeitgenössische Kunstszene produktiv mit dem eigenen Standort, der Stadt Mannheim und der Metropolregion Rhein-Neckar. Sie sind lokal und international, zeitgenössisch und traditionsverbunden zugleich.
In den kommenden Jahren werden die Schillertage weiterentwickelt. Welche Themen und Ideen Schillers vermögen Künstlerinnen und Künstler heute noch immer zu inspirieren? Inwiefern bieten seine Überlegungen etwa zum Verhältnis der Geschlechter, zur Auseinandersetzung mit und Aneignung von Geschichte oder zur Herausbildung von individuellen und kollektiven Identitäten Stoff für die Auseinandersetzung mit den Themen und Fragen unserer Zeit?
Die Schillertage sind ein Festival in und für Mannheim. Sie machen die Stadt selbst zur Bühne und tragen Schiller auch an Orte, an denen man ihn bisher nicht vermutet hätte. Nicht zuletzt verstehen sich die Schillertage auch als Fest, als eine gute Gelegenheit also, miteinander zu feiern und ins Gespräch zu kommen.
»Von Schillers Werk ausgehend, wird gezeigt, wie Künstler*innen heute auf unsere überhitzte Gesellschaft reagieren. Dabei gilt es, über den europäischen Tellerrand hinaus zu schauen und sich – auch außerhalb der eigentlichen Theaterräume – mit den verschiedensten Genres zu beschäftigen«, so Christian Holtzhauer, Schauspielintendant und Künstlerischer Leiter der Schillertage.
Eröffnet werden die 20. Internationalen Schillertage am 20. Juni mit einer Neuproduktion des NTM: Schillers Königinnendrama »Maria Stuart« inszeniert Claudia Bauer, die nach 2017 in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal mit einer Regiearbeit zum Berliner Theatertreffen eingeladen ist. Clemens Bechtel entwickelt für die Schillertage in der Multihalle im Herzogenriedpark als szenischen Parcours sein Überwachungsstück »Mannheim 2.480 oder die subjektive Sicherheit«, und Carina Riedl inszeniert für das Nationaltheater den Roman »Tram 83« des kongolesischen Schriftstellers Fiston Mwanza Mujila, der einen Eindruck des modernen Afrikas gibt.
Das Kollektiv Studio Beisel überträgt seine Marburger Inszenierung »Die Räuber« auf den Mannheimer Stadtraum, während die südafrikanische Künstlerin Stacy Hardy ihre Lecture Performance »My Country Is Full Of Holes And So Is My Body« ebenfalls für Mannheim weiterentwickelt – eine Arbeit über ihre Tuberkuloseerkrankung und über Diskriminierung, nicht nur durch Krankheitszuschreibungen.
Zu den Gastspielen zählt der internationale Theaterabend »Odisseia«, in dem die Theatergruppe Cia. Hiato Homers Epos aus der Sicht der Wartenden zeigt und mit persönlichen Erfahrungen der Schauspieler*innen verschränkt. Außerdem sind »Don Karlos« (Düsseldorfer Schauspielhaus) in der Regie von Alexander Eisenach, »Kabale und Liebe« (Staatsschauspiel Dresden), inszeniert von dem Georgier Data Tavadze, und »Die Räuber« (Schauspiel Köln) in der Inszenierung von Shooting Star Ersan Mondtag zu Gast. Mit dem viralen Tanzstück »TO DA BONE«, einer Ensemblechoreografie für Jumpstyle-Tänzer*innen, präsentiert sich das französische Kollektiv (LA) HORDE.
Die beiden Choreografen Christoph Winkler und Robert Ssempijja fragen mit einem weiteren Tanzstück, »Die Bretter, die die Welt bedeuten/Embawo Ezitegeza Ens«, nach kultureller Dominanz, nicht nur auf Theaterbrettern. Mit der Solo-Tanzperformance »It’s Going To Get Worse And Worse And Worse, My Friend« übersetzt die Tänzerin Lisbeth Gruwez die Gewalt religiös-politischer Rhetorik in Bewegung.
In dem Chortheaterstück »Hymne an die Liebe« legt die polnische Regisseurin Marta Górnicka, die bereits für den Deutschen Theaterpreis »Der Faust« nominiert war, mit ihrem Chor der Frauen die Verrohung von Sprache offen. Dries Verhoevens Videoinstallation »Guilty Landscapes« wird mit der Episode I über eine Textilfabrik im chinesischen Hangzhou während des gesamten Festivalzeitraums in der Mannheimer Abendakademie zu sehen sein. Und schließlich findet im Anschluss an die Vorführung von Josie Rourkes Filmdebüt »Maria Stuart, Königin von Schottland« eine Diskussion über Frauen und Macht statt.
Anlässlich des Festivaljubiläums beschäftigen sich die Schillertage auch mit der Schrift »Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen«, in der Schiller sich mit der gesellschaftlichen Wirkung von Kunst auseinandersetzt: 27 internationale Autor*innen haben neue Briefe über die Rolle der Kunst verfasst, die als Buch zu den Schillertagen erscheinen und in einer Lesung vorgetragen werden.
Auf dem Theatervorplatz erschaffen die Leipziger Künstler Kai-Hendrik Windeler und Sven Bergelt die NTM-Arena – das Festivalzentrum, in dem auch die kostenlosen Schill-Out-Konzerte stattfinden. Im SWR2 Forum werden mit dem Kulturpartner SWR2 wie in den Vorjahren die brennenden Fragen der Zeit diskutiert, und Stipendiat*innen bilden sich in diesem Jahr in einer Festivalakademie fort. Eine neu eingerichtete Stadt-Jury wird am Ende des Festivals öffentlich ihre Sicht auf das Programm präsentieren.
Veranstaltungsorte sind neben den Theaterräumen des NTM auch die Disco Zwei, das EinTanzHaus, die Mannheimer Abendakademie, das Cineplex Planken, das Cinema Quadrat, die Multihalle im Herzogenriedpark, der Stadtraum als solcher, der Bunker unter dem NTM und die NTM-Arena als Festivalzentrum.
Alle Infos
www.schillertage.de