Hier kann sie noch sein, was sie einst war. Denn ihr Glanz ist stumpf und ihre Börse leer. Doch weiß das hier niemand. Von alten Verehrern wird sie gefeiert, den jungen ist sie falsche Sonne. Das Alte, das alles überstrahlt. Besonders ihr Sohn Kostja friert in ihrem großen Schatten. Die Verehrung der Mutter ist dem jungen Schriftsteller das größte Hindernis auf dem Weg zu neuem Denken, neuem Leben und neuen Formen. Auch seiner Angebeteten Nina, die nur Augen für Trigorin hat, ist die Arkadina falsches Vorbild, in deren Nähe sie ihr Heil sucht und nur Unglück findet.
Überhaupt sucht in Anton Tschechows tragischer Komödie ‚Die Möwe‘ jeder nach dem Sinn des Daseins in einer ideologisch obdachlosen Gesellschaft. Unerfüllte Liebe, Kunst, Nostalgie und Alkoholismus machen dabei die Realität unmöglich. Sie sind Narkotika, Betäubungsmittel, scheinbare Auswege aus dem festgefahrenen System, das man hier Leben nennt und an dessen Ende sich einfach kein Daseinsgrund finden lässt. Die Alten sind süchtig nach Vergangenheit, die Jugend nach Zukunft und in der Gegenwart schimmelt das Brot.
neu übersetzt von Elina Finkel
Regie: Elina Finkel;
Bühne und Kostüme: Doey Lüthi;
Musik: Andreas Krämer;
Licht: Ernst Engel;
Dramaturgie: Jonas Hennicke
Mit: Caroline Nagel, Nientje C. Schwabe, Rebecca Seidel, Katharina Shakina; Thomas Birklein, Rajko Geith, Andreas Krämer, Ksch. Thomas Lichtenstein, Jens Ochlast, Alexander Prince Osei
Die nächsten Vorstellungen: Sa 02.12., Sa 09.12., So 17.12., Fr 22.12. und Fr 29.12.
Das Bild zeigt Anton Tschechow