Mit einem erzählerischen Trick rollt er nicht nur eine abenteuerliche Lebensgeschichte auf, sondern schafft zugleich ein witziges Szenario, in dem Getränke in Tassen gespuckt werden und Gespräche mitunter sinnlos scheinen – weil Situationen verkehrt herum geschildert, Dialoge vom Ende hergeführt werden. Die Erzählstimme, die uns diese verdrehte Welt vor Augen führt, ist vielleicht die Seele des Mannes, der im Zentrum der Geschichte steht. Wie wir ist sie die teilnehmende Beobachterin einer Expedition, die mitten ins Herz des Grauens führt: bis einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Nach dem Motto „Zurück in die Zukunft“ blickt dieser Roman durch die Vergangenheit auf die Gegenwart und etwas möglicherweise Kommendes. Die Erzählung entwickelt keine Zukunftsvisionen, sondern zeigt, wie Zukunft entsteht und woher sie kommt. Das System gesellschaftlicher Konstrukte des 20. Jahrhunderts – Macht und Fortschrittsgläubigkeit, Männlichkeit und Krieg – determiniert dabei das Geschehen. Martin Amis spielt mit dem Topos der Zeitreise und dekonstruiert die Wirklichkeit, um sich ihr gleichzeitig anzunähern. In seiner „Dystopie“, die sich an der Geschichte des Holocaust abarbeitet, werden nicht Menschen von Maschinen gesteuert, sondern der Mensch erschafft monströse Maschinerien und wird dabei selbst zur Maschine.
Ein Stoff, der wie geschaffen ist für die junge, ungarisch-schweizerische Regisseurin und Bühnenbildnerin Blanka Rádóczy, die mit bildstarken choreografischen Arbeiten, die oft um philosophische Fragestellungen kreisen, auf sich aufmerksam gemacht hat und nun erstmals in Graz arbeiten wird.
Regie und Bühne Blanka Rádóczy
Kostüme Andrea Simeon
Musikalische Leitung Victor Moser
Dramaturgie Jennifer Weiss
Mit Nico Link
Raphael Muff
Tamara Semzov
Franz Solar
weitere Vorstellungen am 27. und 29. Mai sowie am 18., 19., 26. und 27. Juni, jeweils 20.00 Uhr, HAUS ZWEI