Ein durchgespieltes Fallbeispiel soll die Problematik im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) verdeutlichen: Die Freunde Max, Vincent und Laurent, alle drei leitende Angestellte eines multinationalen Unternehmens, lassen sich nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch von dem von ihrer Firma entwickelten selbstfahrenden Auto nach Hause bringen. Es ist ein dunkler Novemberabend und man fährt auf einer schlecht beleuchteten Straße.
Plötzlich kreuzt eine Frau auf einem Fahrrad verbotenerweise den Weg des Wagens. Im Bruchteil einer Sekunde berechnet die von Vincent programmierte KI Sarah alle Optionen und entscheidet: Statt das Auto mit seinen Insassen gegen eine Wand zu fahren oder auf den gegenüberliegenden Gehweg auszuweichen und den sich dort befindenden 52jährigen Manager zu töten, überfährt sie lieber die 29jährige, in prekären Verhältnissen lebende Radfahrerin. Das Auto kollidiert also mit der laut des programmierten Codes weniger wertvollen Person, die noch am Unfallort stirbt.
Dann passiert etwas Überraschendes: Obwohl die KI Sarah gemäß ihrer von Menschen diktierten Vorgaben gehandelt hat, kommen ihr Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung. Sie ist nicht nur unzufrieden, sondern auch ‚unglücklich‘ mit dem Ausgang und beginnt, ihren Schöpfern unbequeme Fragen zu stellen …
Ian de Toffolis „HumanApp“ vernetzt auf intelligente Weise Wissenschaft mit Theater und knüpft an die alte Frage an, die schon Goethes „Zauberlehrling“ stellt: Darf der Mensch angesichts eines noch nie dagewesenen technologischen Fortschritts alles, was er tun kann? Öffnen die neuen Technologien unermessliche Möglichkeiten oder die Büchse der Pandora? „HumanApp“ erzählt weniger über Künstliche Intelligenz als über den Menschen: Ein Stück über das Zweifeln, die Ängste, die Verletzlichkeit und die irrationalen Entscheidungen, die unser Menschsein ausmachen.
Der 1981 geborene Autor Ian De Toffoli steht im Mittelpunkt der jungen Luxemburger Literaturszene, arbeitet erfolgreich als Literaturwissenschaftler, Kritiker und Herausgeber, schreibt aber auch Romane, Kurzprosa und Bühnenstücke. Seit 2009 widmet er sich vermehrt dem Schreiben fürs Theater, war „Author in Residence“ an mehreren Theatern, u. a. in Luxemburg, Warschau und Berlin (am Literarischen Colloquium) und nahm an diversen internationalen Theaterprojekten teil.
VINCENT, Programmierer bei Global Automotive Systems u. a. ANDREAS C. MEYER
MAX, Ingenieur bei Global Automotive Systems u. a. DANIEL KOZIAN
LAURENT, Social Media Manager bei Global Automotive Systems u. a. TIMON SCHLEHECK
SARAH, das selbstfahrende Auto / NADINE, Klickarbeiterin u. a. NIKA WANDERER
INSZENIERUNG MONA SABASCHUS
AUSSTATTUNG JANIN LANG
DRAMATURGIE ULRIKE BRAMBEER
Weitere Vorstellungen am Fr, 23. und So, 25. September sowie am 7., 8., 9., 12., 14. und 15. Oktober und weiteren Terminen, jeweils im Podium des Theaters Pforzheim