
Nur er darf die Grenzen des Zauns übertreten, um mit seinem Truck Besorgungen zu machen und manchmal eine Frau mit nach Hause zu bringen. Er wird sich bald erschossen haben. Als Avery Kontakt mit Lieferjunge aufnimmt, plant sie aus der rituellen und ideologischen Enge zu fliehen. Doch so einfach ist das "traute Heim" nicht zu verlassen. Nach einem Verlust verheißenden Albtraum fehlen Mutter alle Zähne. Was hat Lieferjunge damit zu tun, der mit blutiger Zange im Flur steht?
In geloopten Erfahrungen und Erinnerungen – "jetzt vergeht Zeit, und dann vergeht sie nicht mehr" – durchlebt Avery die Grausamkeiten des heteronormativen Kleinfamiliendogmas. Als nonbinäre Außenseiterin sucht sie ihren unabdingbaren Weg in die Freiheit. Der Onkel ein Geist, die Tochter in ihrer Identität nicht gesehen, begehren sie auf gegen eine Welt, in der "Hinterfragen nichts als Ärger bringt" Der Vater proklamiert: "Wir mögen Wunden tragen, aber wir sind ungebrochen." Avery muss diese Wunden vertiefen, um das familiäre Konstrukt zum Einsturz zu bringen.
Sam Max skizziert eine "Familie, gemalt mit Fingerfarben", in der Hasen aus Nachthemden purzeln, eine Erinnerung auch Vorsehung sein kann und sich Albträume erfüllen. Der 2021 zum Berliner Stückemarkt eingeladene Text verhandelt das Trauma, in der eigenen Identität negiert zu werden, und die kollektive Gefahr gesellschaftlicher Zwänge. Sam Max lebt in Brooklyn, New York, und ist Autor*in, Regisseur*in, Musiker*in und Designer*in.
Regie: Wilke Weermann
Bühne und Kostüme: Johanna Stenzel
Musik: Constantin John
Dramaturgie: Armin Breidenbach
Es spielen: Jeanne Le Moign, Florian Walter, Philine Bührer, Eric Wehlan, Marek Egert, Antonia Bockelmann
Weitere Vorstellungen: 21., 25., 26., 29. Januar, 04., 05. Februar. Weitere Termine folgen