Drosselmeier erzählt den Kindern die „Nussknacker“-Geschichte und Marie bekommt einen Nussknacker zum Geschenk. In der Nacht träumt sie von einer Schlacht der vom Nussknacker angeführten Spielzeugsoldaten gegen das Heer des Mäusekönigs. Mit Maries Hilfe siegt der Nussknacker, der sich danach in Franz verwandelt, den Neffen Drosselmeiers. Gemeinsam machen sie sich auf eine Reise. Dabei geht es über den Park und über die Dächer von Chemnitz, wo sie der Zuckerfee begegnen, die doch viel Ähnlichkeit mit Luise, der älteren Schwester von Marie, besitzt. Es folgt eine dynamische choreografische Reise durch eine Hazienda und Kakaoplantage von Venezuela, den indischen Dschungel, über China und zum Foyer de la Danse der Pariser Oper, über das Erzgebirge und zum Schloss Augustusburg. Zuletzt erwacht Marie aus ihrem Traum. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Illusion haben sich verwischt.
Die Entstehung
Das Ballett in zwei Akten „Der Nussknacker“ vertonte Peter Tschaikowsky auf der Grundlage der von Alexandre Dumas verfassten Variation der Erzählung „Nussknacker und Mausekönig“, die der romantische Schriftsteller E. T. A. Hoffmann im Jahr 1816 veröffentlichte. Ein Jahr vor Tschaikowskys Tod wurde das Werk am 18. Dezember 1892 im Mariinski-Theater in Sankt Petersburg in einer Choreografie von Lew Iwanowitsch Iwanow aufgeführt. Obwohl Tschaikowsky bezweifelte bzw. nicht davon überzeugt war, dass man aus dem „Nussknacker“-Stoff eine Komposition für das Ballett entwickeln könnte, gelang es Iwan Wsewoloschki, dem Direktor des Kaiserlichen Theaters, ihn doch für die Sache zu gewinnen. In enger Zusammenarbeit mit dem französisch-russischen Choreografen Marius Petipa, der das Libretto verfasste (und ursprünglich auch die Choreografie gestalten sollte), widmete sich Tschaikowsky in den ersten Monaten 1892 der Komposition des Balletts. Der letzte Teil, den er komponierte, war die „Nussknacker“-Suite, die seit der Uraufführung am 19. März 1892 einen festen Platz in den Konzertsälen hat. Als das fantasievolle Ballett letztendlich im selben Jahr den Weg auf die Bühne fand, war damit ein Meilenstein auch für die Tanzgeschichte gesetzt worden. Zusammen mit dem ebenfalls von Tschaikowsky komponierten Ballett „Schwanensee“ gehört „Der Nussknacker“ zu den meistaufgeführten Stücken des klassischen Ballettrepertoires.
Seit der Uraufführung hat „Der Nussknacker“ zahlreiche Interpretation erfahren, nicht nur im Medium des Tanzes wie beispielsweise „Der Nussknacker“ von Rudolf Nurejew (Paris, 1967), George Balanchine (New York, 1954) oder Heinz Spoerli (Basel, 1980), sondern auch als filmisches Werk: „Der Nussknacker und die vier Reiche“ (2018, Regie: Lasse Hallström/Joe Johnston) oder der 2009 vom russischen Regisseur Andrei Kontschalowski verfasste Film „Der Nussknacker“.
Chemnitz im Jahr 1905 als Kulisse für das „Nussknacker“-Ballett
Die Geschichte der Stadt, insbesondere die Zeit des Jugendstils und der Gründerzeit, spielen in Sabrina Sadowskas „Nussknacker“-Version eine vornehmliche Rolle. Die Choreografin und Ballettdirektorin, gebürtige Schweizerin, die seit 2013 in Chemnitz lebt, war von Anfang an fasziniert von der Kulturgeschichte dieser Stadt, von den vielen Künstlern, die das Leben vor allem im 20. Jahrhundert geprägt haben, aber auch von der Industriegeschichte, von der großen Zahl an Erfindungen und davon, wie sich Industrielle schon damals für die Kulturförderung engagierten und als Kunstmäzene agierten. Warum ihnen also nicht ein Denkmal auf der Bühne setzen, sich auf künstlerisch-choreografische Art vor ihren großartigen Leistungen verbeugen und sie in Erinnerung rufen, zumal Tschaikowskys romantisch-märchenhafte Vorlage einen idealen Rahmen dafür bietet?
Zu erleben ist eine Zeitreise ins Jahr 1905, zu einer bürgerlichen Familie, die den Heiligen Abend in geselliger Runde mit befreundeten Künstlern, Fabrikanten und Wissenschaftlern verbringt. Das fantasievolle Märchen über die Nussknacker-Legende ist aber keineswegs nur ein Abend für die Kinder. Es ist vielmehr eine durch den Tanz vermittelte Erinnerung an das Chemnitz um die Jahrhundertwende, dem man heute nur noch auf alten Postkarten, Fotos und in den Archiven begegnen kann.
Musik von Peter Tschaikowsky
Musikalische Leitung: Santiago Serrate/ Dan Raţiu
Choreografie und Inszenierung: Sabrina Sadowska
Bühne und Kostüme: Charles Cusick Smith, Phil R. Daniels
Mit: Ballett Chemnitz, Opernballettschule Chemnitz, Robert-Schumann-Philharmonie