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Zum Tod von Stefanie Mühle

Das Wolfgang Borchert Theater Münster trauert um seine Schauspielerin Stefanie Mühle. Sie verstarb am 18. April 2011, nach langer schwerer Krankheit im Alter von nur 51 Jahren.

 

2005 holte der jetzige WBT-Intendant und damalige Chef des Kölner Theater Der Keller Meinhard Zanger sie ans Theater Der Keller zurück, nachdem sie 1994 schon einmal dort – in der Produktion „Grindkopf“, die mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet wurde – in der Rolle der „Prinzessin“ gastiert hatte. Unter seiner Regie war sie als „Ellida“ in Ibsens „Die Frau vom Meer“ erfolgreich. Mühle gehörte mit Zangers Wechsel zur Spielzeit 2006/07 ans Wolfgang Borchert Theater zum Ensemble der ersten Stunde und fand in Münster ihre neue künstlerische Heimat. Gleich in der Eröffnungsinszenierung geht sie in dem auf vier Darsteller konzentrierten Schauspiel „Cechovs Möwe“ in Rolle der exaltierten „Arkadina“ mutig zu Werke. Das NRW-Fachmagazin theater pur: „Stefanie Mühle hat den Mut, die Arkadina mit ausgereiften Starallüren zu versehen. Eine, die das Spiel auf der Bühne und das des Lebens nicht mehr trennt. Der Auftritt ist alles. Hier kommt das, was Tschechow als Komödie bezeichnet, zum Tragen.“

 

An der Seite ihres Lebensgefährten Bernd Reheuser „brilliert“ sie „in der Rolle der Therbouche“ in Schmitts „Der Freigeist“: „Sie verkörpert die geistreiche Betörung. Sie gibt sich überlegen, kaltschnäuzig und sarkastisch.“, so Die Glocke. Des weiteren begeisterte sie als „Gertrud“ in „Hamlet“, als „schöne Erhabene, die sich beim Tod Ophelias aus Kummer einen Schwips antrinkt“ (Westfälische Nachrichten). In ihrer letzten Rolle sorgte sie in der Eröffnungspremiere der Spielzeit 2009/10 als „Elisabeth I.“ in Schillers „Maria Stuart“ für Furore: „In maskenhafter Blässe thront Stefanie Mühle als umschmeichelte Queen über allem, faszinierend zwischen Täter- und Opfer-Attitüde pendelnd. Ihr Furienduell mit der Rivalin hat Power und Pathos, Mühle und Düding [Maria Stuart, Anm. d. Red.] schenken sich nichts.“ (Westfälische Nachrichten) Am 7. Februar 2010 stand sie schließlich, deutlich von ihrer Krankheit gezeichnet, zum letzten Mal als „Annette Reille“ in Yasmina Rezas Satire „Der Gott des Gemetzels“ auf der Bühne.

 

1960 in Köln geboren erhielt sie ihr Schauspielerdiplom an der Staatlichen Folkwang-Hochschule in Essen, nachdem sie zunächst im Zirkus als Clown und Akrobatin aufgetreten war. Außerdem studierte sie klassischen Gesang an der Rheinischen Musikschule in Köln. Es folgten Engagements an den Landestheatern Schleswig-Holstein, Castrop-Rauxel und der Burghofbühne Dinslaken sowie in Film und Fernsehen. Vor allem in der Kölner Theaterszene war sie seit Ende der 1990er Jahre in zahlreichen Rollen zu sehen. Dort spielte sie unter anderem am Freien Werkstatt Theater, in der Comedia und im Theaterhaus Köln. Sie arbeitete u. a. mit den Regisseuren Johannes Kaetzler, Kathrin Sievers, Anita Ferraris und Thorsten Weckherlin zusammen.

 

Als Regisseurin verschaffte sie sich 2004 einen Namen mit ihrem unvergessenen Projekt am Freien Werkstatt Theater in Köln. Mit hörenden und gehörlosen Darstellern erarbeitete sie zum Thema Gehörlosigkeit das Theaterstück „Gottes vergessene Kinder“ und gab als Schauspieldozentin ihr Wissen und ihr Handwerk dem Nachwuchs weiter.

 

Neben ihrer großen Hingabe für das Theater arbeitete Stefanie Mühle regelmäßig für Film, Funk und Fernsehen. So übernahm sie in der Krimireihe „Tatort“, in der Serie „Heimat III“ von Edgar Reitz und in der ZDF-Krimiserie „Kommissar Stolberg“ einige Rollen. Bundesweit bekannt wurde sie durch ihre Darstellung der „Chris Barnsteg“ in der ARD-Weekly „Lindenstraße“ Zwischen 1987 und 1991 wirkte sie in insgesamt 183 Folgen mit. Wegen einer Äußerung über den bayerischen Politiker Peter Gauweiler im Rahmen ihrer Rolle stand Mühle wegen Beleidigung vor Gericht. Da Gauweiler die Ghettoisierung von AIDS-Kranken verlangte, wurde er von "Chris" als Faschist bezeichnet. Mühle wurde in erster Instanz freigesprochen. Das OLG Köln als Revisionsgericht bestätigte den Freispruch, da die Äußerung nicht ihre persönliche Missachtung zum Ausdruck bringen sollte, sondern die Missachtung einer fiktiven linksorientierten Person in der Serie. 1989 wurde Stefanie Mühle mit dem Bambi ausgezeichnet. 2006 spielte sie ihre letzte Hauptrolle in einem Kinofilm: „Lieben“.

 

 

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