»Sie ist eine echte Diva!«, klingt es dagegen schwärmerisch von Zuschauern nach Konzerten oder Filmpremieren großer Künstlerinnen. Was aber ist es, das uns an Diven fasziniert; was steckt hinter der scheinbar perfekten Hülle? Was sehen wir in ihnen bzw. was wollen wir sehen? Erhebt sich die Diva selbst oder wird sie von uns erhoben? Geheimnisvoll und unnahbar präsentiert sie sich und lässt ihren Auftritt nicht am Bühnenrand enden – ihr ganzes Leben scheint Selbstinszenierung in Perfektion. Jedoch ist der Grat zwischen Erhabenheit und Verlorenheit ein schmaler; in ihren Höhenflügen lebt immer auch die Angst vor dem Absturz, die uns aus der Ferne mitfiebern lässt.
Und wie sieht es hinter den Kulissen aus – beispielsweise in der Garderobe der Diva, wenn die Illusion den Kampf gegen Sehnsucht und Einsamkeit verliert?
Gemeinsam mit seiner Kompanie geht Ballettdirektor Gonzalo Galguera dem Phänomen »Diva« auf den Grund. Dabei werden tänzerisch verschiedene Perspektiven beleuchtet: Zum einen der Blick von außen auf die Diva als Ikone und Projektionsfläche für ihre Bewunderer, zum anderen die Perspektive der Diva selbst, die ihre Fähigkeiten bewusst einsetzt, um Ruhm und Unsterblichkeit zu erlangen und die sich durch ihre öffentliche Inszenierung als Diva selbst erschafft, während sie hinter den Kulissen – für das Publikum meist unsichtbare – Kämpfe austrägt. Galguera verzichtet in seinem Ballett darauf reale Persönlichkeiten auf die Bühne zu stellen, deren Namen uns sofort einfallen, wenn wir über Diven sprechen. Stattdessen erschafft er einen Prototyp der Diva und eröffnet durch verschiedene Blickwinkel neue Welten und Szenarien, um tänzerisch dem Geheimnis der »Diva« auf die Spur zu kommen.
»Das Glück des Erfolges, die Errungenschaften des perfektionierten Körpers oder der unübertrefflichen Stimme sind nur Schutzschilde, hinter denen eine andere Wahrheit durchschimmert. Die Berühmtheit der Diva mag eine Kompensation für das Unkalkulierbare unserer Existenz sein.« (Elisabeth Bronfen)
Diva
Ballett von Gonzalo Galguera
Musik von Thomas Duda, Balanescu Quartet, Luca D'Alberto u. a.
Choreografie/Regie Gonzalo Galguera
Bühne Christiane Hercher
Kostüme Stephan Stanisic
Dramaturgie Thomas Schmidt-Ehrenberg
Mit
Leah Allen, Julie Bruneau, Narissa Course, Anastasia Gavrilenkova, Brianna Hicke, Veronika Jungblut, Antanina Maksimovich, Maria Pawelec, Beatrice Piastra, Christina Salamon Lama, Joey Ham, Andreas Loos, Jesus Marrero Diaz, Jonathan Milton, Raúl Pita Caballero, Giorgio Tinari, Adrián Román Ventura
Weitere Vorstellungen: So. 7. 10./So. 21. 10./Sa. 27. 10./So. 4. 11./Sa. 24. 11. 2018