Abram und seine Frau Sarai sind auf der Flucht vor Krieg und Hungersnot. In Ägypten, wo sie Zuflucht gefunden hatten, musste Sarai sich als Abrams Schwester ausgeben, um ihn zu schützen. Doch er hat sie nicht vor den ägyptischen Männern beschützt. Nun kann sie keine Kinder mehr bekommen. Sarai ist verbittert, doch Abram vertraut weiter auf Gott, der ihm eine segensreiche Zukunft im »gelobten Land« Kanaan verheißen hat. Da Sarai weiß, dass Abram für diese Zukunft eine Dynastie begründen muss, schlägt sie ihm vor, mit der jungen Sklavin Hagar ein Kind zu bekommen und dieses Kind als Erben großzuziehen. Abram, stolz auf seine Männlichkeit und durchdrungen von der Idee, ein Auserwählter Gottes zu sein, befielt Hagar, sich ihm hinzugeben und sein Kind auszutragen.
Doch aus Eifersucht bereut Sarai ihren Plan schon bald. Ihre Eifersucht wächst, als Hagar schwanger wird. Hagar fürchtet um ihr Leben und will in die Wüste fliehen. Doch dort erscheint ihr ein Engel, der sie zum Bleiben bewegt und ihr den Namen des Sohnes verkündet: Ismael. Sarai sieht ihre Stellung als Ehefrau Abrams immer mehr in Frage gestellt und weigert sich, das Kind anzuerkennen. Sie will die Nebenfrau Hagar fortjagen, sobald diese ihre Aufgabe als Leihmutter erfüllt hat. Als Abram die Nachricht von der Zerstörung der Städte Sodom und Gomorrha erhält, reagiert Sarai hartherzig und ohne Mitgefühl. Da erscheinen drei geheimnisvolle Gäste – in Wahrheit drei Engel –, die Sarai prophezeien, dass sie doch noch einen Sohn bekommen wird: Isaak.
Sarai triumphiert über Hagar, die vergeblich darauf hinweist, dass Ismael Abrams erstgeborener Sohn ist. Sie fordert von Abram, Hagar zu töten, um die Konkurrenz der beiden Frauen und der beiden Söhne zu beenden. Doch Abram weigert sich, einen Mord zu begehen und unterwirft sich dem Willen Gottes. Vorgeblich um sie zu schützen, schenkt er Hagar die Freiheit und fordert sie auf, schnellstens zu fliehen. Hagar durchschaut Abrams feige Entscheidung und zieht mit ihrem Sohn in die Wüste. Die drei Engel prophezeien, dass beide Söhne überleben und zu Gründungsfiguren von zwei Weltreligionen werden.
Torsten Rasch bezieht in seine Komposition frühe babylonische Textfragmente ein und öffnet mit Passagen für die iranische Sängerin Sussan Deyhim ein Fenster in eine ganz andere Musikkultur. Ursprünglich für die Spielzeit 2019/20 geplant, bringt die Semperoper »Die andere Frau« nun endlich auf die Bühne und lädt ihr Publikum an einen ungewöhnlichen Ort ein: Opernhandlung und Zuschauer finden gemeinsam auf der Bühne der Semperoper ihren Platz. Der Zuschauerraum wird Teil der Bühnenhandlung und erlaubt dem Publikum einen veränderten Blickwinkel auf seinen angestammten Platz.
Libretto von Helmut Krausser
Musikalische Leitung Michael Wendeberg
Inszenierung Immo Karaman
Co-Regie Teresa Reiber
Bühnenbild Arne Walther
Mitarbeit Bühne Ariane Stamatescu
Kostüme Anni-Josephine Enders
Licht Christoph Schmädicke
Sinfoniechor André Kellinghaus
Video László Zsolt Bordos / Bordos.Art.Works.
Dramaturgie Kai Weßler
Abram Markus Marquardt
Sarai Magdalena Anna Hofmann
Hagar Annelie Sophie Müller
Drei Engel Philipp Mathmann, Philipp Meraner, Ilya Silchuk
Die Augenzeugin Sussan Deyhim
Regieassistenz Gunda Mapache
Sinfoniechor Dresden – Extrachor der Semperoper Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden