
Mit über 40000 Klicks stiessen die Online-Formate des Theaters und des Sinfonieorchesters St.Gallen in den vergangenen Wochen auf ein überwältigendes Interesse. Trotzdem blieb stets die Hoffnung, die Saison mit kleineren Bühnenformaten doch noch live und leibhaftig vor Publikum abschliessen zu können. Mit den am 27. Mai durch den Bundesrat bekannt gegebenen Lockerungsschritten im Kulturbereich wird das nun möglich. „Nach dieser Botschaft haben wir uns seit Wochen gesehnt. Wir sind hoch erfreut, dass das Konzert- und Theaterschaffen damit wieder seinen Platz im Alltag findet und wir einen Beitrag zur Wiederbelebung und Bereicherung des Stadtlebens leisten können“, sagt Werner Signer, Geschäftsführender Direktor von Konzert und Theater St.Gallen.
Am 9. Juni geht das Theater mit seinem Schiffscontainer vor dem Stadthaus in der St.Galler Altstadt vor Anker. Weil eine sommerliche Auszeit fern der eigenen Landesgrenzen aus heutiger Sicht nicht selbstverständlich ist, braucht es einen anderen Zugang zur Erfüllung des Fernwehs. Die Mitglieder des Schauspielensembles bieten mit der Lesereihe Reisen im Kopf im Theater-Container die Möglichkeit, sich gefahrlos in die entferntesten Flecken der Welt hinaus zu träumen. Sie lesen Literatur von AbenteurerInnen, UrlauberInnen, EntdeckerInnen aus aller Welt, berichten von deren Erlebnissen, Eindrücken, Sehnsüchten und komischen Missgeschicken. So eine Auszeit dauert rund 20 Minuten. Gelesen wird im Inneren des Containers, das Publikum befindet sich draussen. Am 9. Juni um 12.30 Uhr fällt der Startschuss, die Reihe dauert bis zum 24. Juni.
Ab 11. Juni wird die Outdoor-Arena auf der Stadtparkseite des Theaters während eines Monats mit Produktionen aus den vier Sparten Musiktheater, Tanz, Schauspiel und Konzert bespielt. An dieser Reihe mit dem Titel Parkspiele präsentieren Mitglieder der verschiedenen Ensembles im stimmungsvollen Ambiente des Stadtparks jeweils eine knapp einstündige Produktion. Insgesamt stehen rund zwanzig Vorstellungen auf dem Programm: Die Salonoperette Cendrillon der französischen Komponistin Pauline Viardot als St.Galler Erstaufführung, eine humorvolle Vertonung des Aschenputtel-Stoffes im Geiste des 19. Jahrhunderts für sieben Solisten und Klavier, die Tanzproduktion Pause + Play zu live gespielten Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach sowie eine Konzertreihe mit dem sprechenden Titel Serenaden. Unter dem Titel 2 Meter Theater – ausgespu(c)kt spielt das Schauspiel situationsbedingt erst mal auf Distanz und wagt trotz engem Corona-Korsett eine humorvolle und poetische Begegnung mit einer Handvoll bekannter, unsterblicher Theaterfiguren. Haben sie die Krise überstanden? Müssen sie nun ihre Liebesszenen durch Plexiglas getrennt spielen? Sind sie überhaupt noch da? Was vor wenigen Monaten selbstverständlich war, ist vor unseren Augen verpufft. Viele offene Fragen – das Theater macht sich auf die Suche nach Antworten.
Für das Publikum wird ein Teil des Stadtparks abgegrenzt, die Kontrolle der Besucherzahlen wird mit Zählkarten gewährleistet. Der Eintritt zu den Parkspielen wie zu den Lesungen im Container ist frei. Damit wollen die Künstlerinnen und Künstler des Theaters und des Sinfonieorchesters St.Gallen ein Zeichen setzen, dass sie wieder zurück sind bei ihrem Publikum. Zurück an ihrem angestammten Platz auf der Bühne.