In dem modernen Volksstück von 1980 gefährden technischer und gesellschaftlicher Fortschritt das private Glück und führen zur Auflösung und Abwertung sicher geglaubter Existenzen. Der Verlust von Liebe und Freundschaft führt zu Vereinzelung – ein Prozess, der an die heutige Digitalisierung erinnert. Die Trennung von Arbeit und Freizeit ist auch heute ein schwer zu überwindendes Hindernis für eine Beziehung, sodass Edgars Credo „Betrieb is Betrieb und daheim is daheim“ sich oft nur schwer aufrechterhalten lässt.
Kroetz, in den 1970er und 80er Jahren einer der meist gespielten Dramatiker der Bundesrepublik, inszenierte NICHT FISCH NICHT FLEISCH selbst 1982 im Schauspielhaus in Bad Godesberg und spielte zudem die Rolle des Hermann. Martin Walser schrieb über die Premiere: „Ich war in Bad Godesberg in der Premiere von NICHT FISCH NICHT FLEISCH. Jeder lakonische Kroetz-Satz erzeugte ein sozusagen symmetrisches Echo im Publikum. Die zwei Paare des Stücks hängen in ihren Existenzbedingungen und zappeln so komisch wie die Figuren der früheren Beckett-Stücke. Nur dass die Bedingungen hier aus unserem konkretesten Material sind.“
Max Schaufuß inszeniert mit NICHT FISCH NICHT FLEISCH ein modernes Volksstück, den Prozess des technischen und gesellschaftlichen Fortschrittes der 80er Jahre thematisierend und die damit verbundenen Einwirkungen auf Beruf und Privatleben. Ein Einfluss, vergleichbar mit der heutigen Digitalisierung, dem man sich kaum entziehen und der existenzbedrohend werden kann, und in dem Berufs- und Privatleben mehr und mehr miteinander verschwimmen. Schaufuß zeigt, wie sich zwei befreundete Ehepaare diesem „Fortschritt“ in ihrem privaten wie gesellschaftlichen Umfeld stellen und die Konsequenzen ihre Handlungen ertragen.
Helga Lena Geyer
Emmi Annika Schilling
Hermann Sören Wunderlich
Edgar Holger Kraft
Regie Max Schaufuß
Bühne und Kostüme Lara Scherpinski
Musik Justus Wilcken
Licht Ewa Górecki
Dramaturgie Jan Pfannenstiel
Weitere Termine: 16. / 17. / 18. / 22. / 23. / 24. / 26. / 30. September & 1. / 2. / 9. / 10. / 15. / 16. / 22. / 23. Oktober sowie unter www.theater-bonn.de.