Der saarländische Kulturminister Ulrich Commerçon begrüßt die Verpflichtung des Belgiers. „Ich freue mich, dass wir mit Stijn Celis einen Choreografen mit hervorragendem Renommee als Nachfolger von Marguerite Donlon ans Saarländische Staatstheater engagieren konnten. Seine Erfahrung, die er an vielen großen internationalen Häusern gesammelt hat, und sein hohes künstlerisches Niveau stellen sicher, dass das Ballett am SST eine hochkarätige Adresse in der Tanzszene bleibt.“ Der Kulturminister und die Generalintendantin betonen, dass sich an der Tänzeranzahl nichts ändern wird. Das Ballett des Saarländischen Staatstheaters wird auch künftig 16 Tänzer beschäftigen.
Stijn Celis stehe sowohl für das große Handlungsballett als auch für abstrakte Tanzstücke. Seine künstlerische Bandbreite und sein Können habe sie total überzeugt, sagt Generalintendantin Dagmar Schlingmann. Ein zentraler Punkt bei den Verhandlungen sei gewesen, dass die Jugendarbeit und Nachwuchsprojekte im Ballett am Saarländischen Staatstheater in der bewährten Form weitergeführt werden.
Der Choreograf Stijn Celis, geboren 1964 in Turnhout (Belgien), lebte mit seinen Eltern, einem Belgier und einer Mauritierin, in Zaire (Kongo), bevor seine Familie 1972 nach Belgien zurückkehrte. 1980 begann er dort seine Tanzausbildung an der Königlichen Ballettschule in Antwerpen. Es folgten Engagements in bedeutenden Ballettensembles: 1982 kam er zum Königlichen Ballett von Flandern und erhielt in dieser Zeit ein Stipendium an der Graham School in Florenz, wo er deren Gründerin Martha Graham kennenlernte. 1986 wechselte er an das Zürcher Ballett als Solotänzer, von 1990 bis 1992 tanzte er beim Contemporary Dance Zürich. Anschließend wurde er ans Genfer Ballet du Grand Théâtre unter Gradimir Pankov engagiert, wo er bis 1996 blieb und erste eigene Choreografien erarbeitete. 1996/97 ging er zum Cullberg Ballett in Stockholm, und Mats Ek lud ihn 1997 ein, die Eröffnung des traditionsreichen Holland Festivals in Amsterdam zu choreografieren.
1998 beendete Stijn Celis seine Karriere als Tänzer und studierte in Antwerpen Bühnenbild an der Hochschule für Dramatische Künste. Sein Studium schloss er mit „höchster Auszeichnung“ ab, assistierte in der Folge Jan Versweyveld, mit dem er noch heute zusammenarbeitet, und Benoît Dujardin an Häusern wie dem Zuidelijk Toneel in den Niederlanden und La Monnaie in Brüssel. Als Bühnenbildner war er für Didy Veldmann tätig. Um die Jahrtausendwende wandte er sich erneut der Choreografie zu und schuf in den folgenden Jahren Werke für das Ballett Gulbenkian (Paradice Practice , Pra la pra ca), Les Grands ballets Canadiens Montréal (Noces, Cendrillon), Cullberg Ballett (Sonata), Ballett Nürnberg, Ballett Bern, Cedar Lake Contemporary Ballet (New York), IT danca (Barcelona), ballettmainz, Diversions (Cardiff), Icelandic dance company (Reykjavik), Sujet à Vif (Festival d’Avignon), Nederlands Dans Theater II, Ballett Wiesbaden. Außerdem hat er für Opernproduktionen choreografiert – u. a. für La Monnaie (Eugen Onegin, inszeniert von Christoph Loy), Nederlandse Reisopera („Ariodante“ und „Freischütz“), Les Rencontres d’Opéra baroque in Dinard („Le roi Arthur“).
2004 wird Stijn Celis als Ballettdirektor an das Stadttheater Bern berufen, wo er bis 2007 unter vielen anderen die Ballette „Le sacre du printemps“, „Schwanensee“ und „Gefährliche Liebschaften / Ein Traumspiel“(mit Linus Tünstrom) choreografiert und auch an Opern- und Schauspielproduktionen beteiligt ist. In der jährlichen Kritikerumfrage des Magazins Tanz International wurde er bereits 2001 in der Kategorie „vielversprechender Nachwuchschoreograf“ nominiert, und 2006 wird sein „Schwanensee“ als „innovativste Produktion“ gelobt. 2009 kreiert er sein begeistert aufgenommenes Ballett „Your Passion is Pure Joy to Me“ zu Musik von Nick Cave und Pierre Boulez für das Göteborg Ballett. 2010 choreografiert er zu Hans-Werner Henzes „Undine“ ein abendfüllendes Werk für das Aalto Ballett in Essen und erarbeitet im Rahmen eines Kurzstipendiums an der berühmten Juilliard School in New York die Choreografie „Facing“. 2011 kreiert er „Looming Sky“ für das Göteborger Ballett, „Fragile Dwellings“ für die Bodytraffic Company in Los Angeles und erhält Lehraufträge an der Palucca-Schule in Dresden und am Jacob‘s Pillow in Becket/Massachusetts.
2012 choreografiert er für die Grand Ballets Canadiens in Montréal „Anima“, für das Königlich Schwedische Ballett Mozarts Messe in c-Moll und für das Ballet Junior in Genf „Cold Black Burns“ zu Songs von Bob Dylan.
Aktuell hat er 2013 für das Ballett der Semperoper Dresden die Handlungsballette „Romeo und Julia“ und für das Luzerner Theater „Dornröschen“ neu geschaffen
Stijn Celis wird 2014 an der Dresdner Semperoper eine neue Choreografie zu Richard Strauss’ Ballettmusik „Josephs Legende“ sowie für die Grand Ballets Canadiens „Transfigured Night“ zu Arnold Schönbergs Komposition „Verklärte Nacht“ kreieren, bevor für ihn die Spielzeit 2014/15 am Saarländischen Staatstheater beginnt.
Ballettleitung am SST seit 1972
1972 – 1976 Roberto Trinchero
1976 – 1981 Rainer Köchermann
1981 – 1983 Thomas Fletcher
1983 – 1987 Pierre Dobrievich
1987 – 1991 Philip Lansdale
1991 – 1999 Birgit Scherzer
1999 – 2001 Bernd Roger Bienert
2001 – 2013 Marguerite Donlon
2013 – 2014 Kommissarische Leitung: Julia Hartnik und Claudio Schellino