Mit einem einfachen ›battement tendu‹ eröffnet George Balanchine sein Ballett Theme and Variations, um in zwölf weiteren Variationen die Grundelemente des klassischen Balletts in ihrer Entwicklung vom schlichten Element zum virtuosen Ausdrucksmittel zu präsentieren. Seine Absicht, die große Ära des klassischen russischen Balletts heraufzubeschwören, verwirklichte Balanchine nicht ohne Peter I. Tschaikowsky, den er zeitlebens als Genie verehrte.
William Forsythes The Second Detail erlebte seine Premiere beim Staatsballett Berlin 2006 und kehrt nun in einer Neufassung in den Spielplan zurück. Dieses rasante Stück ist Forsythes analytisches Spiel mit der Geometrie des klassischen Tanzes, er treibt die Tänzer an die Grenzen ihres Gleichgewichtssinns und ihrer Beweglichkeit. Trotz dieses intellektuellen, analytischen Ansatzes wirkt The Second Detail unmittelbar sinnlich. Und das nicht zuletzt auch wegen der Musik: Die elektronischen Klänge hat Thom Willems eigens für diese Choreographie entwickelt.
Richard Siegal erregt mit seiner Überzeugung international Aufsehen, seine Arbeiten sind mit einer illustren Reihe hochkarätiger Preise ausgezeichnet. Unter seinen Aufträgen der unterschiedlichsten Kunstinstitutionen finden sich auch Medien- oder Architektur-Projekte, Workshops und Experimente. Sein künstlerisches Anliegen ist ein »ballet of difference«, zugleich der Name seiner eigenen Compagnie. Erstmals erarbeitet er mit Oval eine Kreation für das Staatsballett Berlin und trägt so zu Balanchine | Forsythe | Siegal mit einem virtuosen Experiment mit den Möglichkeiten des zeitgenössischen Balletts bei. Eine Uraufführung ist auch die Musik von Alva Noto, die der Künstler und Musiker eigens für Oval komponierte.
Intendantin Sasha Waltz und Intendant Johannes Öhman sehen in diesem Abend ein Idealbeispiel für die gemeinsame Programmgestaltung: »Mit Balanchine | Forsythe | Siegal spannen wir einen Bogen der intensiven Auseinandersetzung mit klassischen Idealen. Wir wollen die Tradition in Ehren halten und sie zugleich in die heutige Zeit weiterführen. Insbesondere freuen wir uns sehr, dass Richard Siegal, selbst einst Tänzer unter William Forsythes Leitung, eine Kreation für das Staatsballett beiträgt und so seine Herkunft im klassischen Theatertanz bewusst in einem neuen Kontext erforscht.«
BALANCHINE | FORSYTHE | SIEGAL
THEME AND VARIATIONS | THE SECOND DETAIL | OVAL
Choreographien von George Balanchine, William Forsythe und Richard Siegal
THEME AND VARIATIONS
Ballett in einem Akt von George Balanchine
Musik von Peter I. Tschaikowsky
Choreographie: George Balanchine
Kostüme: Elsie Lindström
Einstudierung: Sandra Jennings
Musikalische Leitung: Paul Connelly
Staatskapelle Berlin
THE SECOND DETAIL
Choreographie von William Forsythe
Musik von Thom Willems
Choreographie: William Forsythe
Bühne und Licht: William Forsythe
Kostüme: Issey Miyake | Yumiko Takeshima
Einstudierung: Noah Gelber | Amy Raymond
Musik vom Tonträger
Uraufführung
OVAL
Choreographie von Richard Siegal
Musik von Alva Noto (Auftragswerk)
Choreographie und Bühne: Richard Siegal
Kostüm: UY Studio
Video und Licht: Matthias Singer
Musik vom Tonträger
Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin
Ca. 2 Stunden 30 Minuten inkl. zwei Pausen
Weitere Vorstellungen
6., 10., 11., 17., 18. und 24. Mai, 4., 6., 19., 21. und 22. Juni 2019
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Über die künstlerische Arbeit an den Ausdrucksformen des neoklassischen Balletts wird sich Johannes Öhman auch am Nachmittag des Premierentags auseinandersetzen, wenn er gemeinsam mit Dr. Christiane Theobald zum öffentlichen Künstlergespräch einlädt. Mit auf dem Podium sitzen Richard Siegal, Sandra Jennings – verantwortlich für die Einstudierung von Balanchines Theme and Variations – und Noah Gelber – verantwortlich für die Einstudierung von Forsythes The Second Detail. Das Gespräch findet um 16:45 Uhr im Apollosaal der Staatsoper Unter den Linden statt. Der Einlass erfolgt ab 16:30 Uhr über den Portikus der Staatsoper. Der Eintritt ist frei.