"Dieses Stück", so der Autor, "enthält nichts außer dem, was es enthält, also: keine Anspielungen auf irgend etwas und keine Metaphern. Zwischen den Zeilen steht nichts." Der letzte Gefangene geht von Bord und unterschreibt die Erklärung, in einem vorbildlich organisierten und gerechten Staat zu leben. Der Kommandant der Polizei bemüht sich, ihn an seine oppositionelle Haltung zu erinnern, an seinen Bombenwurf auf einen General des Landes, vergeblich. Der letzte Oppositionelle lobt die Errungenschaften der Gesellschaft und muss schließlich frei gelassen werden. Nun gerät die Polizei unter Druck, da es keine Verbrechen mehr zu bekämpfen gibt und ihre Funktion, Staat und Gesellschaft zu schützen, obsolet wird. In der Not überredet der Kommandant einen vorbildlichen Mitarbeiter, Unruhe zu verbreiten, um doch Aufruhr zu stiften, doch auch das misslingt. Der letzte Ausweg: der vorbildliche Mitarbeiter selbst wird verhaftet.
Sławomir Mrożeks satirisches "Drama aus der Sphäre der Gendarmen", 1958 erschienen, zeichnet eine Gesellschaft, der die Fähigkeit zur Anpassung zur zweiten Natur geworden ist, die totalitären Verhältnisse müssen nicht länger durch die Autorität der Institutionen erzwungen werden, die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft sorgen selbst dafür, dass die Idee des Widerstands unmöglich wird.
Jo Fabian arbeitet als Autor, Regisseur, Choreograph, Bühnen- und Kostümbildner, Lichtdesigner, Komponist, Videokünstler, Theaterproduzent, Zeichner und Programmierer. Er ist 1960 in Berlin (DDR) geboren. Nach seiner Ausbildung an der Staatlichen Schauspielschule in Rostock wird er an verschiedenen Stadttheatern der DDR als Schauspieler engagiert. Seit 1984 inszeniert Jo Fabian selbst. 1989 gründet er die Freie Theatergruppe DEPARTMENT und inszeniert dort meist eigene Texte. Parallel arbeitet er auch weiterhin als Regisseur an deutschen Stadt- und Staatstheatern und im Ausland. Dort geht er überwiegend von Textvorlagen anderer Autoren aus. In mehr als 60 Inszenierungen hat Jo Fabian ein eigenes Theaterkonzept entwickelt, das an die französische Avantgarde der Zwanzigerjahre anknüpft und auf wesentliche Elemente des Surrealismus zurückgreift. Sein Konzept eines Spektralsurrealismus erforscht die Mechanismen des Unbewussten und dessen Einfluss auf die künstlerische Produktion und deren Wahrnehmung durch den Zuschauer. Jo Fabian nutzt und verbindet hierbei Ausdrucksformen unterschiedlicher Genres wie Schauspiel, Tanz, Performance, Konzert und Installation. 1994 wurden zwei seiner DEPARTMENT-Produktionen (Whisky & Flags und Keine Gnade) zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 1999 erhielt Jo Fabian den „Deutschen Produzentenpreis für Choreographie“. 2013 wurde seine Hallenser Inszenierung Die Weber zum Berliner Theatertreffen nominiert. Neben seinen freien Produktionen in Berlin und den Niederlanden arbeitet Jo Fabian auch an Stadt- und Staatstheatern in Halle, Cottbus, Dresden, Konstanz, Magdeburg und Stuttgart. Seit 2011 besteht eine kontinuierliche und intensive Zusammenarbeit mit dem Theater an der Ruhr in Mülheim. Die jüngste gemeinsame Produktion war Anfang 2015 Anton Tschechows AUF DER GROSSEN STRASSE.
Regie: Jo Fabian
Dramaturgie: Helmut Schäfer
Bühnenbild: Jo Fabian
Kostümbild: Jo Fabian , Katharina Lautsch
Regieassistenz: Dijana Brnic , Stefan Kuk
Der Polizeipräsident
Steffen Reuber
Der Häftling, ein ehemaliger Verschwörer, später Adjutant
Albert Bork
Der Polizeisergeant, ein Provokateur
Axel Strothmann
Seine Frau
Dagmar Geppert
Der General
Petra von der Beek
Ein Polizist
Roberto Ciulli
20. Oktober 19:30
28. Oktober 19:30