Doch kaum bei den Menschen, wird sie sich den Folgen ihres Tauschgeschäfts bewusst: Als kühles „Ungeheuer“ wird sie verschrien und muss schließlich stumm mit ansehen, wie der Prinz sich einer anderen, einer Frau aus Fleisch und Blut, zuwendet. Rusalka bleibt die Wahl: Entweder sie tötet den Prinzen und kehrt ins Wasserreich zurück oder sie bleibt – weder Frau noch Nixe – zwischen den Welten zurück.
In seinem 1901 uraufgeführten Musikdrama setzt sich Antonín Dvořák mit unerfüllten Sehnsüchten und dem unbedingten Wunsch, ein Anderer zu sein, auseinander. Das Libretto verfasste der tschechische Schriftsteller Jaroslav Kvapil frei nach Fouqués „Undine“, Andersens „Die kleine Seejungfrau“, Hauptmanns „DieVersunkene Glocke“ und Märchenballaden von Karel Jaromír Erben.
Die Regisseurin Anna-Sophie Mahler setzt in ihrer Inszenierung für das Theater Bremen weniger auf die märchenhaften und naturmythologischen Aspekte von Antonín Dvořáks Oper, sondern widmet sich dem dem Werk zugrundeliegenden Konflikt einer jungen Frau, die um eine eigene Identität, Liebe und ein sinnerfülltes Leben ringt. „Wir erzählen die Geschichte einer Emanzipation, des Erwachsenwerdens“, bemerkt Caroline Scheidegger, die das Stück als Dramaturgin betreut. Der Bühnenbildner Duri Bischoff hat dafür ein zweistöckiges „Seelenhaus“ entworfen, das Rusalkas inneren Konflikt zwischen Familie und Gesellschaft spiegelt.
Regisseurin Anna-Sophie Mahler inszeniert mit „Rusalka“ nach erfolgreichen Produktionen wie „Orlando furioso“ (2013), „Carmen“ (2015) und „Maria Stuarda“ (2016) bereits zum sechsten Mal am Theater Bremen. Dieses Mal widmet sie sich mit dem Werk von Antonín Dvořák einer der erfolgreichsten tschechischen Opern überhaupt. In der Titelpartie ist die Sopranistin Patricia Andress zu erleben, neben ihr agieren unter anderem Luis Olivares Sandoval als Prinz, die jüngst für den Faust-Preis nominierte Nadine Lehner als fremde Fürstin und Claudio Otelli als Wassermann. Als Gast präsentiert sich die italienische Mezzosopranistin Romina Boscolo in der Rolle der Hexe Ježibaba zum ersten Mal dem Bremer Publikum. Am Pult steht Hartmut Keil, der nach der musikalischen Leitung von „Il tabarro & Gianni Schicchi“ in der letzten Spielzeit mit „Rusalka“ nun seinen Einstand als 1. Kapellmeister am Theater Bremen gibt. Die Premiere ist am Samstag, 11. November um 19.30 Uhr im Theater am Goetheplatz. Die Aufführung findet in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln statt.
Anna-Sophie Mahler (*1979) studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Nach Regieassistenzen am Theater Basel sowie bei Christoph Marthaler und Christoph Schlingensief arbeitet sie seit 2004 als Regisseurin im Schauspiel und Musiktheater u. a. in Zürich, Basel, Düsseldorf, Weimar, Graz, München, Berlin. 2006 gründete sie die freie Gruppe „CapriConnection“. Ihre Inszenierung „Mittelreich“ an den Münchner Kammerspielen war zum Berliner Theatertreffen 2016 eingeladen. In diesem Sommer wurde sie als Regisseurin an der Biennale in Venedig vorgestellt.
Musikalische Leitung: Hartmut Keil
Regie: Anna-Sophie Mahler
Bühne: Duri Bischoff
Kostüme: Geraldine Arnold
Chor: Alice Meregaglia
Choreografie: Jacqueline Davenport
Dramaturgie: Caroline Scheidegger
Mit:
Patricia Andress, Romina Boscolo / Marlene Lichtenberg, Iryna Dziashko, Loren Lang, Nadine Lehner, Nathalie Mittelbach, Luis Olivares Sandoval /Claudio Otelli / Christoph Heinrich, Anna-Maria Torkel
Chor des Theater Bremen.
Es spielen die Bremer Philharmoniker.
Weitere Termine unter www.theaterbremen.de