Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Fremdes Haus“ von DeaL oher im Theater Bremen„Fremdes Haus“ von DeaL oher im Theater Bremen„Fremdes Haus“ von DeaL...

„Fremdes Haus“ von DeaL oher im Theater Bremen

Premiere am Samstag, 30. September um 20 Uhr im Kleinen Haus. -----

Jane flieht vor drohendem Krieg und Wirtschaftskrise aus Mazedonien nach Deutschland. Er wendet sich dort hilfesuchend an Risto, einen als Helden gefeierten alten Freund seines Onkels, dem als regimekritischer Kommunist zwanzig Jahre zuvor die Flucht aus Jugoslawien gelungen war, während Janes Onkel selbst interniert wurde.

 

 

 

Das Auftauchen Janes bringt das ohnehin bedrohte Gleichgewicht von Ristos Familie durcheinander. Es führt zur Konfrontation mit diversen Lebenslügen – der Vater hat im Jugoslawien zur Zeit Titos seinen Freund der Geheimpolizei ausgeliefert, die Mutter prostituiert sich, die Tochter hat einen Mann geheiratet, den sie nicht liebt – und letztlich zum Zusammenbruch des fragilen Systems.

 

Lohers Stück „Fremdes Haus“ hat auch über zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen nichts an seiner Aktualität eingebüßt, denn die darin verhandelten Themen wie der Verlust von Freiheit und Utopie, Fragen von Schuld und Moral sind zeitunabhängig und universell. Regisseurin Alize Zandwijk interessiert sich in ihren Arbeiten immer wieder für das, was unter der Oberfläche schwelt und für jene Momente, die das lang Verdrängte hervorbrechen lassen. „Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang das Motiv des Neuankömmlings, der einerseits interessant ist, für das bestehende System aber auch eine Bedrohung darstellt“, bemerkt Akın Şipal, der die Produktion als Dramaturg betreut. Jane wecke bei den anderen gleichermaßen die Hoffnung auf eine Veränderung wie die Angst davor und wirke wie ein Katalysator auf die längst überfälligen innerfamiliären Auseinandersetzungsprozesse.

 

Regisseurin Alize Zandwijk setzt ihre Auseinandersetzung mit dem Werk der Autorin Dea Loher fort. Loher zählt zu den wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Dramatik — für ihr Werk wird sie am 22. September 2017 mit dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet. Die Regisseurin und die Dramatikerin verbindet eine lange Arbeitsbeziehung. Nach „Das Leben auf der Praça Roosevelt“ (Spielzeit 2012/13) inszeniert Alize Zandwijk nun „Fremdes Haus“ am Theater Bremen. Zu den Darstellern gehören neben Martin Baum, Karin Enzler und Fania Sorel die drei neuen Ensemblemitglieder Alexander Angeletta, Bastian Hagen und Gina Haller sowie der Musiker Beppe Costa, der dem Publikum bereits aus verschiedenen Inszenierungen Zandwijks bekannt ist. Die Premiere ist am Samstag, 30. September um 20 Uhr im Kleinen Haus.

 

Alize Zandwijk war von 2006 bis 2015 Künstlerische Direktorin des Ro Theater in Rotterdam und inszenierte parallel unter anderem am Deutschen Theater Berlin und am Thalia Theater Hamburg. Seit 2012 inszeniert sie regelmäßig am Theater Bremen. „Das Leben auf der Praça Roosevelt“ von Dea Loher, „Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow, „Mädchen und Jungen“ von Arne Sierens, „Eine Familie“ von Tracy Letts, „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht und zuletzt „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter“ von Tom Lanoye. Sie ist Leitende Regisseurin im Schauspiel am Theater Bremen.

 

Regie: Alize Zandwijk

Bühne und Kostüme: Thomas Rupert

Musik: Beppe Costa

Dramaturgie: Akın E. Şipal

 

Mit:

Alexander Angeletta, Martin Baum, Beppe Costa, Karin Enzler, Bastian Hagen, Gina Haller, Fania Sorel

 

Weitere Termine unter www.theaterbremen.de

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑