
Als künstlerischer Leiter des Hauses prägte Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky das Programm der Komischen Oper Berlin unter anderem mit zahlreichen Wiederentdeckungen und Neuinterpretationen von Werken aus der vielfältigen jüdischen Musiktheater-Kultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, von Ball im Savoy über Die Perlen der Cleopatra und Frühlingsstürme bis hin zu Moses und Aron, von Jacques Offenbach und Emmerich Kálmán über Paul Abraham bis hin zu Arnold Schönberg, von Operette bis Zwölf-Ton-Musik. Und brachte ganz nebenbei die jiddische Sprache auf die große Bühne zurück.
Als fulminanten Abschluss seiner zehnjährigen Intendanz präsentiert Barrie Kosky gemeinsam mit Dirigent Adam Benzwi und Choreograf Otto Pichler eine rauschende Revue, die ein vollkommen neues, dem Berliner Publikum noch weitgehend unbekanntes Kapitel jiddischer Kultur aufschlägt: die US-amerikanische Unterhaltungskultur der 1950er- und 1960er Jahre. War jüdisches Leben in den Vereinigten Staaten bis 1945 von der Nostalgie nach Europa geprägt, brach sich nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs ein neuer Optimismus Bahn. Nachdem die Nationalsozialisten die vielfältige jüdische Kultur in Europa vernichtet hatten, wurde sie nun in den Straßen New Yorks wiedergeboren, um alsbald die Clubs, Theater und TV-Studios des ganzen Landes zu erobern.
Eines der Epizentren dieser Explosion überschäumender Kreativität und Lebenslust war in den 1950er und frühen 1960er Jahren der sogenannte Borscht Belt, eine Ansammlung von Ferienhotels und -siedlungen in den Catskill Mountains nördlich von New York. In diesem »Las Vegas der Ost-Küste« verbrachten nicht nur viele jüdische New Yorker aller sozialen Klassen ihre Sommerferien, hier entwickelte sich auch eine blühende Unterhaltungsbranche. Viele später in Hollywood unsterblich gewordene Künstlerinnen und Künstler wie Woody Allen, Jerry Lewis, Joan Rivers oder Mel Brooks begannen in den Catskills ihre Karriere.
Aus mal kabarettistischen, mal herzerwärmenden, von Jazz und Swing, Rock’n Roll und Klezmer inspirierten Shownummern eines Mickey Katz, einer Sophie Tucker oder der berühmten Barry Sisters, die in den Catskills zur Aufführung kamen, haben Barrie Kosky, Adam Benzwi und Otto Pichler eine fast komplett in jiddischer Sprache gesungene Revue zusammengestellt, die auf der gesamten Klaviatur von Komik bis Melancholie, von Liebe bis Sex spielt. Von »Abi Gezunt«, »Oy volt ikh gevolt« und »Schleppin My Baby Back Home« über »Tweedle Dee« und »Makin' Wicky Wacky Down in Waikiki« bis hin zu jiddischen Cover-Versionen von Klassikern wie »A Hard Day's Night (A shvere togedike nakht)« und »Raindrops keep fallin' on my head (Tropns fin reygns oyf mayn kop)« – jede Nummer präsentiert sich als funkelndes Unikat im einzigartigen Barrie-Kosky-Komische-Oper-Berlin-Style.
Musikalische Leitung: Adam Benzwi
Inszenierung: Barrie Kosky
Choreographie: Otto Pichler
Kostüme: Klaus Bruns
Dramaturgie: Ulrich Lenz
Chöre: David Cavelius
Licht: Franck Evin
Besetzung
Dagmar Manzel | Helmut Baumann | Max Hopp | Ruth Brauer-Kvam | Katharine Mehrling |Helene Schneiderman | Barbara Spitz | Sigalit Feig | Tobias Bonn | Christoph Marti |Andreja Schneider | Alma Sadé | Ivan Turšić | Peter Renz | Philipp Meierhöfer |Dominik Köninger | u. a.
Es spielt das Orchester der Komischen Oper Berlin.
Premiere 10. Juni 2022, 19.30 Uhr
Vorstellungen 12., 15., 18., 21., 23., 26. (2x) und 29. Juni
sowie 2., 6., 10. (2x) Juli
Karten
Preise: 12 - 94 €
Kartentelefon (030) 47 99 74 00
Mo bis Sa: 9 bis 20 Uhr, So und Feiertage: 14 bis 20 Uhr
karten@komische-oper-berlin.de
www.komische-oper-berlin.de