Ullmann schreibt seine Kammeroper für 13 Musiker*innen und 15 Instrumente, für die Besetzung, die er im Lager zur Verfügung hatte. Durch direkte musikalische Zitate und Bezüge zu Jazz und Unterhaltungsmusik wird die Oper selbst zum politischen Kommentator in der Tradition der 1920er Jahre und bleibt bis heute ein Stück der Stunde.
Ullmann bediente sich auch an Themen, die ihn im Lager umgeben: Da ist Elend, das Gefühl von Sinnlosigkeit, Tod und Trübsal. Doch er belässt es nicht bei diesem Dunst. Ullmann nutzt das allgegenwärtige Grauen um auszudrücken, was er diesem entgegenzusetzen hat: seinen unbeugsamen Willen und unsterbliche Hoffnung.
Wenn der Tod den Dienst verweigert
Der Harlekin, Personifizierung des Lebens, und der Tod philosophieren über die Welt. Zeiten des Krieges sind schwer, wenn Menschen nicht lachen und Tode keine Schrecken verursachen. Als der Kaiser von Atlantis durch den Trommler den Krieg aller gegen alle verkünden und sich zum Herrscher über Leben und Tod ausrufen lässt, verweigert der Tod den Dienst. Niemand stirbt. Auf einem Schlachtfeld entdecken ein Soldat und eine bewaffnete Frau Zuneigung und Liebe füreinander – «Schau: Die Welt ist hell und bunt!» Eine Revolte bricht aus. Beim Zählen von Bomben wird der Kaiser wahnsinnig. Der Tod erscheint und willigt ein, seines Amtes wieder zu walten. Er hat allerdings eine Bedingung: den Kaiser als erstes Opfer.
Ein Appell an die Menschlichkeit
Mit einem so nahen Schrecken, wie einem Krieg in Europa, sind leicht Parallelen zum «Kaiser» gefunden. Ullmanns Kammeroper steht aber weit über dieser Form des Schreckens. Die Kernaussage ist eine kraftvolle, quasi im wahrsten Sinne des Wortes unglaubliche Hoffnung auf die Erkenntnis, dass das Gute in der Menschheit sich immer durchsetzen wird. Damit stellt Ullmann einen Appell an die Menschheit. Auch losgelöst von konkreten Kriegen, Misshandlung und Unterdrückung. Aus einem der dunkelsten Orte der menschlichen Geschichte heraus setzt Ullmann ein helles Zeichen für Menschlichkeit, Wärme und Zuversicht. Es ist ein Appell, den Regisseur Edison Vigil und Ausstatter Darko Petrovic mit der Inszenierung von «Der Kaiser von Atlantis» ins Herz der Stadt mitnehmen. Letztlich ist es genau der Ort, wo Ullmanns Appell hingehört: mitten unter die Menschen.
DER KAISER VON ATLANTIS
Kammeroper von Viktor Ullmann
LIBRETTO VON VIKTOR ULLMANN UNTER MITARBEIT VON PETER KIEN
MUSIKALISCHE LEITUNG Davide Perniceni
INSZENIERUNG Edison Vigil
Bühne & KOSTÜME Darko Petrovic
DRAMATURGIE Joanna Willenbrink
OVERALL, KAISER VON ATLANTIS Marcin Hutek
DER LAUTSPRECHER Rainer Zaun
DER TOD Ulrich Burdack
HARLEKIN Andrew Irwin
EIN SOLDAT MacKenzie Gallinger
BUBIKOPF, EIN SOLDAT Victoria Kunze
TROMMLER Patrizia Häusermann
Philharmonisches Orchester Bremerhaven
Statisterie des Stadttheaters Bremerhaven
Weitere Termine: 9. Juni 2022 / 11. Juni 2022 / 17. Juni 2022 / 19. Juni 2022 / 25. Juni 2022