Der eindringliche Monolog „Am Boden“ schildert das Innere einer Kriegspilotin, die den Nahkampf in der Luft sucht, die süchtig ist nach dem Adrenalin des Höhenrausches, und die letztendlich auf dem harten Boden der Realität landet. Die Protagonistin, die sich stolz als „Pilot“ bezeichnet, wehrt sich gegen das weibliche Stereotyp von Zartheit und Harmoniebedürfnis, denn sie lebt leidenschaftlich für den Ausnahmezustand. Doch ein Abend mit ihrem Kollegen Eric reicht aus, und das geliebte Himmelsblau verwandelt sich plötzlich in das Rosarot auf einem Schwangerschaftsstreifen.
Von heute auf morgen ist die stolze Kriegerin Ehefrau und Mutter einer Tochter und plötzlich müssen Opfer zugunsten der Familie gebracht werden. Es heißt also sesshaft werden. Den Kampfjet verlassen zu müssen und an den Schreibtisch verbannt zu werden, ist der berufliche Albtraum eines jeden F-16-Kampfpiloten, aber es kommt noch schlimmer: Ihr Kommandant macht sie zur Drohnenfliegerin für das Einsatzgebiet Afghanistan. Das heißt, fortan sitzt sie vor einem Bildschirm, muss mit einem Joystick potenzielle Terroristen aus der Ferne verfolgen und wenn nötig auf Ansage per Knopfdruck in die Luft jagen. Diese Art der Kriegsführung ist kein fairer Kampf mehr und langsam beginnt sich im Kopf der Pilotin und Mutter alles zu drehen. Vor dem Bildschirm wirkt die Welt verzerrter als aus dem Pilotensessel, sie beginnt zu zweifeln.
Der poetische Monolog erzählt von den inneren Widersprüchen einer Frau, die zwischen militärischem Ehrgeiz und familiärer Fürsorge steht und von indoktrinierten Werten der Verteidigung der Person, der Nation und der Familie. Vor allem aber thematisiert er politische Grenzüberschreitungen durch virtuelle Überwachung und die Schaffung einer automatisierten Befehls- und Tötungsmaschinerie, die gottgleich Leben vernichtet und damit unsere Psyche und Wahrnehmung verändert.
Zum Autor
George Brant, geboren in Illinois, hat seinen Master of Fine Arts in Literarischem Schreiben an der University of Texas in Austin gemacht und ist Mitglied der Dramtists Guild. „Am Boden“ („Grounded“) erlangte nach der Uraufführung in San Francisco 2012 rasch nationalen und internationalen Erfolg und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem The Smith Prize und dem Scotsman Fringe First Award.
Zum Regisseur
Franz-Xaver Mayr, geboren 1986 in Hallein, studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Für seine Diplominszenierung „Antigone“ wurde er 2016 zum renommierten Körber Studio für junge Regie nach Hamburg eingeladen. 2016 gewann er gemeinsam mit Korbinian Schmidt den Nachwuchswettbewerb des Theaters Drachengasse für ihre Produktion „Die großen Kinder unsrer Zeit“. 2017 inszenierte er am Schauspielhaus Wien „Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt“ von Miroslava Svolikova.
Für die Regie von „Diese Mauer fasst sich selbst zusammen …“ ist Franz-Xaver Mayr für den Nestroy-Theaterpreis 2017 in der Kategorie „Bester Nachwuchs männlich“ nominiert.
Deutsch von Henning Bochert
Regie Franz-Xaver Mayr
Bühne und Kostüme Korbinian Schmidt
Musik Levent Pinarci
Dramaturgie Karla Mäder
Mit Evamaria Salcher
weitere Vorstellungen am 28. November, 1., 15. und 21. Dezember, jeweils 20.30 Uhr, HAUS DREI
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com
Bild: Evamaria Salcher, (c) Lupi Spuma