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Oper Stuttgart: "Der Schaum der Tage" für Diaghilev Award 2013 nominiert

Die Neuinszenierung von Der Schaum der Tage des 1929 in Sibirien geborenen Komponisten Edison Denisov (Regie: Jossi Wieler, Sergio Morabito, ML: Sylvain Cambreling) wurde für den Internationalen Diaghilev Award des russischen Perm Opera and Ballet Theatre nominiert.

 

Der Diaghilev Award würdigt innovative, außergewöhnliche Bühnenproduktionen und wird seit 2003 jährlich verliehen. Er ist nach dem Gründer und Impresario der Ballets Russes, Sergey Diaghilev, benannt. Eine elfköpfige internationale Jury unter dem Vorsitz von Gerard Mortier, Intendant des Teatro Real, Madrid, wurde dazu aufgefordert, je eine Opernproduktion des Jahres 2012 zu nominieren. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird am 26. Mai 2013 während des Internationalen Diaghilev Festivals (25. Mai bis 2. Juni 2013) verliehen.

 

Ab 10. Juli 2013 steht diese Opernrarität noch dreimal in dieser Spielzeit auf dem Spielplan der Oper Stuttgart. Denisovs musiktheatralisches Hauptwerk lädt ein zu einem bewegenden Grenzgang zwischen Neuer Musik, Oper, Jazz und Musical. Seit der Uraufführung 1986 an der Pariser Oper wurde dieses Lyrische Drama bisher nur wenige Male inszeniert.

 

Hintergrund

 

Der Schaum der Tage basiert auf dem Roman L'Écume des jours von Boris Vian, dem skandalumwitterten französischen Jazzer, Chansonnier, Schauspieler und Autor. Dessen surrealistisch verfremdete und zwischen Lyrik und absurdem Theater, Groteske und Tragödie changierende Liebesgeschichte aus dem Jahr 1946 wurde in den 1960er/70er Jahren zum Kultbuch einer ganzen Generation junger Leser. Als dem frankophilen Komponisten Edison Denisov, einem der unabhängigsten und kreativsten musikalischen Köpfe der Sowjetunion und wichtigen Vermittler der westlichen Avantgarde, Boris Vians Roman in die Hände fiel, verspürte er sogleich das Bedürfnis, ja „die Notwendigkeit“, über dieses Sujet eine Oper zu schreiben. Er selbst arbeitete den Roman zum Libretto seiner gleichnamigen Oper um.

 

Der Schaum der Tage erzählt die berührende Geschichte um den jungen, wohlhabenden Colin, der mit seinen Freunden ein unbeschwertes Leben zu genießen scheint und gleichwohl von Angst und Einsamkeit bedrängt wird. Als er auf einer Party die bezaubernde Chloé kennenlernt und wenig später heiratet, scheint sein Glück vollkommen. Doch schon bald diagnostiziert Dr. Mangemanche in Chloés Lunge eine lebensbedrohliche Seerose. Um sie abzutöten, muss Chloé ständig von Blumen umgeben sein. Die Blumen treiben Colin in den finanziellen Ruin; dennoch zögert er nicht, für seine geliebte Chloé durch die Hölle zu gehen.

 

Edison Denisov stellte seine Protagonisten Colin und Chloé auf eine Stufe mit mythischen Liebespaaren wie Tristan und Isolde, Romeo und Julia oder Pelléas und Mélisande. Die melodisch beseelten Opernszenen sind teils mit musicalnahen Chor- und Chansoneinlagen, teils mit Zitaten der Jazzlegende Duke Ellington durchsetzt. Liturgische a capella-Chöre sowie eine starke Präsenz von Glockenklängen verbinden Denisovs Oper zudem mit der Tradition des orthodoxen Kirchengesangs. Der mit allen konstruktiven Finessen des Serialismus virtuos, frei und souverän spielende Komponist verdichtet den kammermusikalisch-filigran aufgefächerten, um den Klang zweier Saxophone und eines reichen Schlagzeug- und Tasteninstrumentariums erweiterten Orchesterapparat immer wieder zu intensiven sinfonischen Aufschwüngen.

 

Weitere Informationen zum Diaghilev Award finden Sie auf der Website des Diaghilev Festivals unter diaghilevfest.perm.ru/en/diaghilev_prize/about_award_en/

 

 

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