Als Arturo während des Sieg- und Verlobungsfestes auf die Witwe des bereits hingerichteten Stuart-Königs Karl I., Enrichetta, trifft, stiehlt er sich fort, um die vom Mob verfolgte Königin zu retten. Die verlassene Braut Elvira glaubt, dass Arturo ihr untreu geworden ist, und wird wahnsinnig. Dass Arturo in Abwesenheit zum Tode verurteilt wird, macht die Sache nicht besser. Nach vielen Verwicklungen wird Arturo begnadigt und die beiden Liebenden finden in einem völlig unglaubwürdigen Happy End zueinander.
Die religiösen Konflikte rücken in dem vom Komponisten mitgestalteten Libretto Carlo Pepolis zugunsten der Geschichte von Elvira und eines vermeintlichen Ehebruchs in den Hintergrund. Nur der Überbau von Bellinis Oper für Paris blieb konfessioneller Natur: Die puritanischen Republikaner haben den Sieg über die Royalisten, die Anhänger der katholischen Stuarts, davongetragen und sind dabei, das Königreich in eine Republik zu verwandeln. Mit gutem Instinkt griff Bellini, der damalige Liebling der Pariser Gesellschaft, die republikanische Idee auf und traf damit den Zeitgeist der Juli-Monarchie des Bürgerkönigs Louis-Philippe. Außerdem scheint die Handlung die europaweit grassierende, historisierende Walter-Scott-Mode bedient zu haben: I puritani wurde — nur wenige Monate vor dem Tod des erst 34-jährigen Komponisten — ein Riesenerfolg.
Trotz unwahrscheinlicher Wendungen und plötzlicher Brüche gilt Belllinis neunte Oper als Meisterwerk. Die mangelnde Glaubwürdigkeit der Handlung verliert an Bedeutung angesichts der musikdramatischen Kraft, seiner eleganten Melodieführung und seiner Kunst der Darstellung einzelner Extremsituationen. Bellini bietet in seiner wohl reifsten Partitur für die Epoche des Belcanto fortschrittlich angelegte Szenenkomplexe sowie fein austarierte Instrumentalpassagen und baut eine dramatisch zugespitzte, packende musiktheatralische Wunderwelt.
Text von Carlo Pepoli
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Musikalische Leitung: Tito Ceccherini
Inszenierung: Vincent Boussard
Bühnenbild: Johannes Leiacker
Kostüme: Christian Lacroix
Video: Isabel Robson
Licht: Joachim Klein
Chor: Tilman Michael
Dramaturgie: Zsolt Horpácsy
Elvira: Brenda Rae / Zuzana Marková (Januar 2019)
Lord Arturo Talbo: John Osborn
Sir Riccardo Forth: Iurii Samoilov
Lord Gualtiero Valton: Thomas Faulkner
Sir Giorgio: Kihwan Sim
Sir Bruno Roberton: Michael Porter
Enrichetta di Francia: Bianca Andrew / Kelsey Lauritano (8., 14., 16. Dezember 2018)
Eine Frau: Sofia Pintzou
Chor der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Koproduktion mit der Opéra Royal de Wallonie, Liège
Bild: Vincenzo Bellini