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Neues Leitungsteam für das Theatertreffen der Berliner Festspiele

ab 2023

Vier Theatermacherinnen aus Polen, der Ukraine und Deutschland übernehmen ab 2023 die gemeinsame Leitung des Theatertreffens der Berliner Festspiele. Olena Apchel, Marta Hewelt, Carolin Hochleichter und Joanna Nuckowska beginnen Anfang September mit der Planung und Gestaltung des für Mai 2023 geplanten Festivals. Das neue Leitungsteam wurde vom designierten Intendanten der Berliner Festspiele Matthias Pees berufen und folgt auf die langjährige Festivalleiterin Yvonne Büdenhölzer.

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Copyright: Jacobia Dahm/Berliner Festspiele

»In den vergangenen zehn Jahren hat das Berliner Theatertreffen eine bemerkenswerte Entwicklung erfahren, sich für die freie Szene geöffnet, für mehr Geschlechtergerechtigkeit eingesetzt, akute machtpolitische Debatten aufgegriffen sowie Impulse für Fragen der Nachhaltigkeit im Theaterbetrieb gegeben. Olena Apchel, Marta Hewelt, Carolin Hochleichter und Joanna Nuckowska isst ein Leitungsteam, das alle einzelnen Festivalformate zukünftig gemeinsam und gleichberechtigt verantwortet, diese dadurch stärker miteinander verzahnt und auch die Zusammenarbeit mit der Kritiker*innen-Jury gemeinsam koordiniert. Zugleich bringen die vier neuen Leiterinnen wichtige, internationale Perspektiven auf die deutschsprachige Theaterlandschaft ein, erweitern damit deren Horizont ebenso wie unsere Sehgewohnheiten und können so dazu beitragen, kulturelle Unterschiede und politische Gräben zu überwinden. Unter ihrer Leitung soll das Theatertreffen stärker mit dem mittel- und osteuropäischen Raum vernetzt werden, mit dem wir schließlich unsere Stadt- und Staatstheaterstruktur mit festen Ensembles, Repertoirebetrieb und freier Szene teilen und gut vergleichbare Arbeits- und Produktionsbedingungen gemein haben. Sie stehen für eine neue Generation von Theatermacher*innen, die grenzüberschreitend, kollektiv und kreativ nach Wegen der nachhaltigen und inklusiven Kunst-, Kultur- und Festivalproduktion suchen.«
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­Olena Apchel ist Artivistin, Theaterregisseurin, Dramatikerin und Kuratorin von Kunstprojekten, zudem promovierte sie in Kulturgeschichte und -theorie. Sie lehrt im Bereich des zeitgenössischen Theaters und unterrichtet Meisterklassen in Regie, Schauspiel und Bewegung auf der Bühne. Von 2010 bis 2015 lehrte sie an der Staatlichen Kulturakademie in Charkiw. Seit 2014 ist sie als Co-Autorin und Trainerin an der Autor*innenschule für Schauspiel und Darstellende Künste TESTO in Charkiw beschäftigt. In ihrer Forschungspraxis interessiert sie sich für Prozesse alternativer Systeme der Existenz und des Managements von Kultureinrichtungen. Als Regisseurin beschäftigt sie sich vor allem mit Themen wie persönlichen und historischen Traumata und sozialer Gewalt. Zudem widmet sie sich auch Fragestellungen der alternativen Realität. Sie ist Autorin des sozio-theatralen Projekts „Opositorium“, das Toleranzzonen des interreligiösen Dialogs in zeitgenössischen Gesellschaften erforscht.

Von 2017 bis 2019 war sie künstlerische Leiterin des Akademischen Dramatheaters Lesya Ukrainka Lviv, wo sie unter anderem das preisgekrönte post-dokumentarische Theaterstück „Horyzont 200“ inszenierte. 2019 und 2020 war sie an der Konzeptentwicklung der Hauptausstellung des Gedenkmuseums totalitärer Regime Territorium des Terrors in Lviv beteiligt. Im Jahr 2019 inszenierte sie das autobiografische Stück „Wiezi“ am Wybrzeże Theater in Danzig (Gdańsk), das beim Festival of Previews in Bydgoszcz den Preis für das beste Regiedebüt erhielt. 2021 brachte sie „Kreszany“ auf die Bühne, das beim Divine Comedy International Theatre Festival in Krakau uraufgeführt wurde. Olena Apchel ist derzeit in der Abteilung für soziale Projekte des Internationalen Kulturzentrums Nowy Teatr in Warschau tätig. Zudem ist sie Co-Autorin (mit Yulia Krivich) von „Słownik/Словник/Vocabulary“, einem Open Table zum Thema Migration, und Autorin von „New Neighbors“ (Co-Autorin Helena Szwiegocka), einem sozialen Projekt für Menschen mit Migrationserfahrung.

Marta Hewelt ist Geschäfts- und Produktionsleiterin. Sie wurde in Gdynia in Polen geboren und wuchs in Berlin auf. Von 2004 bis 2007 absolvierte sie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau am HAU Hebbel am Ufer. Danach war sie über zehn Jahre lang in der freien Szene Berlins und überregional als Produktionsleiterin tätig, wobei ihr Schwerpunkt neben dem Künstler*innen-Management auf der Ausrichtung von (internationalen) Festivals und Site-Specific-Produktionen lag. Sie leitete u. a. das Format „X Wohnungen“ in der Kulturhauptstadt Košice (2013) in der Slowakei, das daran angelehnte Projekt „X Choreografen“ während des internationalen Festivals Tanz im August 2012 und HOTEL shabbyshabby im Rahmen des Festivals Theater der Welt in Mannheim (2014). Am HAU Hebbel am Ufer richtete sie als Produktionsleiterin gemeinsam mit Matthias Pees die Lateinamerika-Festivals „Libertad y Desorden“ (2010) und „La Vida despues“ (2012) aus.

2014 wurde sie für ein Jahr stellvertretende Geschäftsführerin an der Neuköllner Oper in Berlin. 2015 übernahm sie die Geschäftsführung der schwankhalle in Bremen und initiierte deren Neueröffnung. Mit neuem Konzept eröffnete und leitete sie das Theater zunächst gemeinsam mit Pirkko Husemann und später mit Florian Ackermann bis Juni 2022. In ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin der schwankhalle engagierte sie sich auch für die Verbesserung der Arbeits- und Förderbedingungen der freien Szene Bremens und ist aktiv im internationalen Netzwerk FREISCHWIMMEN sowie dem NFT – Netzwerk Freier Theater: zwei Plattformen, die den Austausch zwischen den Theaterhäusern intensivieren und die Produktionsbedingungen der Künstler*innen stärken.

Carolin Hochleichter ist Dramaturgin, Kuratorin, Dozentin, Mutter von drei Kindern und Gründungsmitglied des Kollektivs Keep It Real. Sie hat Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis in Hildesheim sowie Utrecht und Kulturen des Kuratorischen in Leipzig studiert. Noch während ihres Studiums in Hildesheim übernahm sie die künstlerische Leitung für das internationale performing arts festival transeuropa 2003.

Von 2004 bis 2007 leitete sie mit Hannah Hurtzig die Mobile Akademie und arbeitete in diesem Zusammenhang mit Joanna Nuckowska in Warschau zusammen. Nach ihrer Zeit als Dramaturgin am Theater Freiburg von 2008 bis 2011 war sie von 2012 bis 2016 Dramaturgin des Festivals Foreign Affairs der Berliner Festspiele. 2017 bis 2020 war sie als Kuratorin für die Ruhrtriennale und 2019 zusätzlich als Co-Kuratorin für das internationale Programm des Athens Epidaurus Festival tätig. 2020 übernahm sie die künstlerische Leitung für den Bewerbungsprozess der Stadt Hildesheim als Kulturhauptstadt Europas 2025. Zusätzlich arbeitet sie regelmäßig als Produktionsdramaturgin, unterrichtet an verschiedenen Ausbildungsinstituten im Bereich Dramaturgie und ist seit 2021 Mentorin für Regie an der Akademie für darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg.

Joanna Nuckowska ist Programmleiterin, Kuratorin, Kulturmanagerin und Gründungsmitglied des Kollektivs Culture for Climate. Sie war zweimal Fellow des amerikanischen ISPA-Fellowship-Programms und lehrte als Gastdozentin an der Theaterakademie und der Universität für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften in Warschau. Joanna Nuckowska interessiert sich für den Themenbereich Gesellschaft und Umweltfragen und engagiert sich aktiv für die Förderung ökologischer Nachhaltigkeit im Kontext der globalen Performing-Arts-Community. Außerdem entwickelt sie „grüne Empfehlungen“ für die verschiedenen Kultursektoren.

Sie arbeitete 13 Jahre lang am Nowy Teatr Kulturzentrum in Warschau, wo sie die Positionen der Vizedirektorin und der Leitung der Abteilung Produktion und Internationale Beziehungen innehatte. Zudem war sie Kuratorin verschiedener disziplinübergreifender Projekte, wie der Summer Camp Art Academy, des Showcase-Projekts Generation After und des International Festival New Europe. Zusammen mit Carolin Hochleichter arbeitete sie zwei Jahre lang an dem Projekt „Mobile Akademie Warschau 2006“. Joanna Nuckowska und Olena Apchel arbeiteten 2021 zudem bereits am Nowy Teatr Kulturzentrum in Warschau zusammen.

Weitere Informationen zur Festivalplanung werden auf einer Pressekonferenz zum Beginn der Intendanz von Matthias Pees im Oktober bekannt gegeben.

Das Theatertreffen wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Medienpartner: 3sat.

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