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"Messeschlager Gisela" - Operette von Gerd Natschinski - Komische Oper Berlin

Premiere: 08. Juni 2024, 20:00 Uhr, Zelt am Roten Rathaus

Im Modeatelier VEB Berliner Schick herrscht Betriebsleiter Herr Kuckuck, ehemaliger Buchhalter, der in seinem Betrieb massenhaft Waren produzieren lässt, die kein Mensch tragen kann. Wichtigstes Ziel: Erfolg bei der bevorstehenden Modemesse in Leipzig! Neben ihm und seiner Chefsekretärin gibt es da aber auch noch Gisela, Mitarbeiterin mit Bodenhaftung, auf die auch der Zeitungsfritze Fred Funke ein Auge geworfen hat. Zum heißbegehrten Messeschlager in Leipzig wird schließlich nicht der Entwurf aus der Chefetage, sondern der von Gisela – Mode für und nicht gegen die Frau!

Copyright: Jan Windszus

Als in den 1950er Jahren das angloamerikanische Musical weltweit Erfolge feierte, ersannen die Kulturgenossen der damaligen DDR einen verwegenen Plan: als Antwort auf den »Klassenfeind« muss ein eigenes Genre auf den Bühnen des Staates auferstehen. Geboren war das sogenannte »Heitere Musiktheater«, eine Art realsozialistische Operettenform. Die Stücke um Liebesgeschichten über literaturunkundige Fußballer, allzu strenge Vopos und ehrgeizige Modedesigner waren Zuckerstückchen auf den Spielplänen von Ahlbeck bis Zwickau, wurden allerdings nach der politischen Wende 1989 nur noch selten gespielt. Mit Messeschlager Gisela macht die Komische Oper Berlin nun den Anfang, diesen Teil deutscher Kulturgeschichte wieder auf die Bühne zu bringen. Und nicht nur: Am 2. Juni beleuchten Zeitzeug:innen und Expert:innen die Geschichte der DDR-Operette, erzählen über subversiv Schlupflöcher der Kritik an den damaligen Verhältnissen und richten ihren Fokus auf die Mode in der DDR zwischen institutioneller Planvorgabe und Realitätsprüfung im volkseigenem Betrieb.

Gerd Natschinski komponierte sein erstes Musiktheaterwerk für das Berliner Metropoltheater »modern und experimentierfreudig, aber den Erfahrungen bester Tradition verbunden«. Die schmissigen Melodien gehen ins Ohr und im Dirigat von Adam Benzwi direkt in die Beine.

Mit Messeschlager Gisela läutet die Komische Oper Berlin eine Reihe von Neuproduktionen profilierter Werke des »Heiteren Musiktheaters« aus der DDR ein. Sie schlägt dafür jeweils am Ende der Spielzeit ihre Zelte – genauer gesagt das stimmungsvolle Art-Déco-Spiegelzelt »Queen of Flanders« – in Berlin-Mitte auf.

»Heiteres Musiktheater« im Zelt! Der bekennende Ost-Berliner Opern- und Filmregisseur Axel Ranisch nimmt sich der »DDR-Operette« aus der Feder Gerd Natschinskis an und zeigt gemeinsam mit Dirigent Adam Benzwi, was in ihr so alles steckt. Mit Thorsten Merten als egomanem Betriebsleiter Kuckuck und Gisa Flake als Mode-Könnerin Gisela in den Hauptrollen ein bestens gelauntes Plädoyer für Menschen mit Format!

Gut zu wissen
»Hurra, eine neue Operette!« jubilierte nach der Uraufführung am 16. Oktober 1960 die Zeitschrift Der Morgen. Der Erfolg gab ihr Recht – in nur einem Jahr erfuhr die Operette 25 Neuproduktionen im ganzen Land.

Text von Jo Schulz

Musikalische Leitung: Adam Benzwi
Inszenierung: Axel Ranisch
Choreographie und Mitarbeit Regie: Christopher Tölle
Bühnenbild: Saskia Wunsch
Kostüme: Alfred Mayerhofer
Dramaturgie: Johanna Wall
Chöre: David Cavelius
Licht: Johannes Scherfling

Mit: Gisa Flake (Gisela Claus), Andreja Schneider (Emma Puhlmann), Thorsten Merten (Robert Kuckuck), Maria-Danaé Bansen (Marghueritta Kulicke), Johannes Dunz (Heinz Stubnick), Nico Holonics (Fred Funke), u.a.

Chorsolisten, Tänzer:innen und Orchester der Komischen Oper Berlin.

Weitere Vorstellungen am 12., 15., 17., 19., 21., 23., 25., 27., 29. Juni, sowie am 05. Juli, letzte Vorstellung am 07. Juli.

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