Der Herzog will sich aber nicht selbst bei seinem Volk unbeliebt machen und ernennt den jungen Puritaner Angelo zum Statthalter, während er selbst vorgibt, verreist zu sein. Angelo ist ein Muster an Integrität und Disziplin, so scheint es. Sofort will er ein klares Zeichen der neuen Strenge setzen und ein Exempel statuieren. Er verurteilt Claudio, der seine Liebste geschwängert hat, ohne mit ihr verheiratet zu sein, zum Tode. Denn auf Sex vor der Ehe steht nach dem nun praktizierten Gesetz die Todesstrafe.
Claudios Schwester, die schöne Isabella, eine angehende Nonne, fleht Angelo an, ihren Bruder zu verschonen. Und siehe da: Der strenge Statthalter ist selbst nicht so tugendhaft, wie er es von den anderen verlangt. Überwältigt von Isabellas Schönheit will er sich den Gnadenakt mit ihrer Jungfräulichkeit bezahlen lassen. Wenn sie sich nicht fügt, muss ihr Bruder sterben.
Was für ein skandalöser Fall von Machtmissbrauch! Shakespeare erweist sich in »Maß für Maß« aus dem Jahre 1604 einmal mehr als ein Meisterdarsteller menschlicher Abgründe. Unter der tugendhaften Oberfläche brodelt das Laster und je strenger die Gesetze, desto ausgebuffter die Heuchelei. Virtuos entwirrt Shakespeare die ausweglos erscheinenden Verhältnisse – ob am Ende zum Wohl oder Übel der handelnden Personen, das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Außerdem bevölkern eine ganze Anzahl skurriler Typen, die sich in absurd komische Situationen verstricken, die Szenerie.
Shakespeares Analyse zwischenmenschlicher Dynamiken im Umgang mit Macht aber geht in die Tiefe. Sind psychische Deformation und Korrumpierbarkeit unvermeidbar, wenn Menschen Gewalt über andere haben und niemand sie mehr kontrolliert? Mit dem Titel »Maß für Maß« spielt Shakespeare auf ein in der Bibel in Abwandlungen häufiger zu findendes Motiv aus dem Matthäusevangelium an: »Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.« (Matthäus 7: 2) Marc von Henning erzählt dieses Stück für das Theater Heilbronn noch einmal neu.
Regie Marc von Henning
Bühne Ralph Zeger
Kostüme Gunna Meyer
Dramaturgie Dr. Mirjam Meuser
Theaterpädagogik Natascha Mundt
Playback Johannes Mittl
MIT
Oliver Firit(Herzog)
Sven-Marcel Voss(Angelo)
Luca Rosendahl(Claudio)
Pablo Guaneme Pinilla(Lucio)
Nils Brück(Escalus)
Gabriel Kemmether(Abhorson)
Tobias D. Weber(Barnadine)
Regina Speiseder (Isabella)
Katharina Hintzen (Gast)(Marianna als junge Frau)
Sabine Unger(Marianna als alte Frau (Erzählerin))
Leonie Berner(Julia / Franzi)
Judith Lilly Raab(Madame)
So 02.10.2022 19:30 Uhr
Mi 12.10.2022 19:30 Uhr
Sa 29.10.2022 19:30 Uhr
Di 29.11.2022 19:30 Uhr
Do 08.12.2022 19:30 Uhr
So 11.12.2022 15:00 Uhr
Do 15.12.2022 19:30 Uhr
Fr 23.12.2022 19:30 Uhr
Mi 28.12.2022 19:30 Uhr
Do 29.12.2022 19:30 Uhr
Fr 06.01.2023 19:30 Uhr
So 22.01.2023 19:30 Uhr
Fr 03.02.2023 19:30 Uhr