
Von Alexander Zemlinsky war dann "Mit Trommeln und Pfeifen" op. 8/3 zu hören, dessen rhythmische Anklänge an Mahler bei der Klaviergestaltung der Trommel in besonderer Weise auffielen. Auch hier beeindruckte Thomas Hampson mit voluminöser gesanglicher Linienführung. Sehr eindrucksvoll interpretierte Hampson außerdem "O, nun heb du an, dort in deinem Moor" op. 14/2 von Paul Hindemith, wo Anklänge an den Neoklassizismus nicht zu überhören waren. Die Nähe zu bitonalen Akkordverbindungen blieb immer spürbar - und Thomas Hampson gestaltete seinen Part zusammen mit Wolfram Rieger mit expressiver gesanglicher Direktheit und emotionaler Kraft. Die motivischen Bausteine verdichteten sich hier zu einem konzentrierten empfindungsmäßigen Gehalt. Sehr gut gelangen dem Duo zudem die Zigeunermelodien op. 55 von Antonin Dvorak, wo die poetischen Stimmungsbilder bei einzelnen Liedern wie "Mein Lied ertönt, ein Liebespsalm", "Ei, wie mein Triangel wunderherrlich läutet", "Rings ist der Wald so stumm und still" oder "Als die alte Mutter" hell und eindrucksvoll aufleuchteten. Anklänge an Brahms und Schubert waren dabei nicht zu überhören.
Im zweiten Teil des Programms wurde dann hochinteressante amerikanische Musik präsentiert, die Thomas Hampson spürbar ans Herz gewachsen ist. Von Jennifer Higdon waren "Civil Words" aus dem Jahre 2015 zu hören, die in den USA zu den meistgespielten lebenden Komponistinnen zählt. Die New Yorker Carnegie Hall beauftragte sie mit der Komposition eines Liedzyklus' für Thomas Hampson. Es geht hier um eindrucksvoll vertonte Texte aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Melodisch und tonal eingängig beschreibt dieser Zyklus das Schicksal von Menschen wie der Mutter, deren Sohn zur Armee eingezogen wird, den unbekannten Soldaten, dessen Tod nicht einmal eine Meldung wert ist oder die Rückkehr eines verlorenen Sohnes. Sie hat auch dem legendären Präsidenten Abraham Lincoln bei diesem zukunftsweisenden Werk ein bewegendes musikalisches Denkmal gesetzt, das Thomas Hampson zusammen mit Wolfram Rieger in überwältigender Weise beschwor.
Im vierten Teil standen die beiden Dichter Walt Whitman und Langston Hughes im Mittelpunkt. Whitman gilt als der Urvater der amerikanischen Lyrik. Seine Erfahrungen aus dem Sezessionskrieg hat Eingang in "Ethiopia Saluting Colors" gefunden, wo er eine ehemalige Sklavin schildert, die mit einem Turban in den äthiopischen Nationalfarben am Straßenrand steht und die amerikanische Flagge grüßt. Vertont wurde dieses Gedicht von Henry T. Burleigh, der von Antonin Dvorak beeinflusst wurde. Thomas Hampson interpretierte dieses Werk im Mozartsaal höchst sensibel und ausdrucksstark. Mit leidenschaftlichen dynamischen Steigerungen wartete das Lied "The Negro Speaks of Rivers" (1941) der schwarzen Komponistin Margaret Bonds auf, deren melodischen Überschwang Thomas Hampson zusammen mit Wolfram Rieger immer genau traf. Dabei leuchteten die Ideale der Freiheit wunderbar auf. "Lonely People" (1951) von Jean Berger besaß gewisse Ähnlichkeiten mit den Werken Leonard Bernsteins. Und bei "So What You Said" aus "Songfest" von Leonard Bernstein (1977) betonte das Duo Hampson/Rieger die geheimnisvollen Zusammenklänge von Klassik, Jazz, Folk und Musical.
Als Zugabe erklangen unter anderem noch das berührende Lied "Sure on This Shining Night" von Samuel Barber und der berühmte Song "Beautiful Dream". Begeisterungsstürme, Ovationen für dieses Liedduo von Weltgeltung. Hohe lyrische Qualität mit subtilen polytonalen Einschüben besaß zudem die Wiedergabe von "Tom Sails Away" und "In Flanders Fields" aus "Three Songs of War" von Charles Ives.