
In vier Tagen soll Hochzeit sein. Theseus kutschiert in einem Schwan mit Hippolyta als Gallionsfigur im Gepäck an. Diese steht nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, die erzwungene Hochzeit und Theseus Gesülze scheint sie nur mit Alkohol ertragen zu können. Jedenfalls bedient sie sich heftig aus einem nicht ganz so kleinen Vorrat an diversen Minifläschchen, die sie am ganzen Körper verteilt versteckt hat. Die ersten Lacher waren damit Pauline Kästner, die das Ganze urkomisch spielt, sicher.
Derweil flitzt der hyperaktive Zettel immer wieder aufmerksamkeitsheischend auf einem Minifahrrad über die Bühne.
Stas Zyrkov hat im Wesentlichen den Kern der Geschichte beibehalten: Hermia soll auf Geheiß ihres Vaters Demetrius heiraten, aber sie liebt Lysander. Während Helena Demetrius liebt, aber auf keine Gegenliebe stößt. Oberon und Titania haben Krach u.a. wegen eines indischen Jünglings. Im Wald treffen sich Handwerker aus Athen, um zu den Hochzeitsfeierlichkeiten ein Stück einzustudieren. Aber nicht nur sie treffen im Wald ein, sondern auch die anderen Liebenden und in Liebe Entzweiten. Der von Oberon beauftragte Puck soll durch ein Zauberkraut die störrische Titania auf Kurs bringen und für Helenas Liebesglück sorgen. Durch einen Irrtum und auch mit Absicht bringt er aber alles durcheinander.
Diese altbekannte Geschichte wird komprimiert mit deutlichem Schwerpunkt auf den komischen Highlight-Szenen und sprachlich modernisiert hinreißend dargeboten. Neben den Liebeswahnszenen um Titania und den zum Esel verzauberten Zettel sind sicherlich eines dieser Highlights die abstrusen Szenen um die schauspielernden Handwerker: der der Verzweiflung nahe Regisseur Peter versucht, seine Laienschauspieltruppe unter Kontrolle zu bringen. Diese verstehen ihre Rollen gar nicht, streiten sich aber dennoch um die Rollenbesetzung. Ein herrliches Durcheinander, das von Kilian Ponert als Zettel, Blanka Winkler als Peter, Roman Wieland als Klaus, Elias Nagel als Walter und Sarah Steinbach als Dörte voll ausgespielt wird. Zum guten Schluss wird auch noch eine Schiller-Büste mit Füßen getreten.
Für die Figur des Pucks hat man sich etwas Ungewöhnliches ausgedacht, sie ist eine fluffige Handpuppe, die von Sophie Stockinger hinreißend geführt wird. Das ist wahrlich ganz zauberhaft! Altrosa Ritterrüstungen, altrosa Kleider, altrosa Perücken unterstreichen auch von Seiten der Kostümierung her die leicht ironische Sicht auf das romantische Geschehen. Ein Trio liefert mit seiner Band Musik zu den einzelnen Handlungssträngen, jeweils das passende Potpourri aus Popsongs und Schnulzen sowohl zum Zustand des Verliebtseins als auch zum Liebesschmerz.
Die heikle Klippe zur Albernheit wurde in dieser schrägen Inszenierung geschickt umschifft und so wurde sie zum Knaller um das ironische Spiel um Liebe und auch um das Theaterspielen selbst. Die sichtlich gut gelaunten Schauspieler ernteten viele Lacher und am Ende viel Applaus.
"Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare
Deutsch von Frank Günther
Besetzung
Theseus, Herzog von Athen: Jonas Friedrich Leonhardi
Hippolyta, Königin der Amazonen: Pauline Kästner
Egeus, Hermias Vater: Markus Danzeisen
Hermia: Sarah Steinbach
Demetrius: Elias Nagel
Lysander: Roman Wieland
Helena: Blanka Winkler
Oberon, König der Elfen: Jonas Friedrich Leonhardi
Titania, Königin der Elfen Pauline Kästner
Puck: Sophie Stockinger
Ein Elf in Titanias Gefolge: Markus Danzeisen
Zettel: Kilian Ponert / Alexander Wanat
Peter: Blanka Winkler
Klaus: Roman Wieland
Walter: Elias Nagel
Dörte: Sarah Steinbach
MusikerInnen: Marco Girardin / Maria Mandoza, Joan Chávez / Duy Luong, Alvaro Severino / Pablo Paredes
Regie: Stas Zhyrkov
Masken- und Puppenspiel, Mitarbeit Regie: Matteo Spiazzi
Bühne: Paulina Barreiro
Kostüm: Justine Loddenkemper
Musikalische Leitung: Marco Girardin
Licht: Christian Schmidt
Dramaturgie: David Benjamin Brückel
Masken-/Puppenbau: Alessandra Faienza