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VON KÜNSTLERN UND RAUBTIEREN -- "Eine runde Sache" im Kammertheater STUTTGARTVON KÜNSTLERN UND RAUBTIEREN -- "Eine runde Sache" im Kammertheater STUTTGARTVON KÜNSTLERN UND...

VON KÜNSTLERN UND RAUBTIEREN -- "Eine runde Sache" im Kammertheater STUTTGART

am 25. September 2025

Der ungewöhnliche israelische Autor Tomer Gardi erzählt hier eine Schelmengeschichte, wo slapstickartig mit der Sprache gespielt wird. Diese absurde Odyssee wird von Noam Brusilovsky in witzig-absurder Weise in Szene gesetzt. Wenn Menschen und Hunde zusammentreffen, fragt man nach den Möglichkeiten der Verständigung umso intensiver. An dieser Höllenfahrt durch die deutsche Kultur nehmen Goethes Erlkönig und ein Deutscher Schäferhund namens Rex teil.

 

Copyright: Björn Klein

Sie lernen sich auf einer schiefgegangenen Jagd kennen. Dieses düstere Märchen wird dann vor allem im eher poetisch inszenierten zweiten Teil von der Geschichte des im 19. Jahrhunderts lebenden indonesischen Malers Raden Saleh Syarif Bustaman geprägt, der von Java nach Europa reist. Er war Hofmaler des niederländischen Königs. Sadeh fuhr im 19. Jahrhundert von Java im damaligen "Niederländisch-Indien" nach Europa und hatte dort als Maler großen Erfolg. 

Regisseur Noam Brusilovsky hat Tomer Gardis Roman "Eine runde Sache" für die Bühne adaptiert. Bei dieser verrückten Reise schließt der sprechende Hund ungewöhnliche Allianzen. Er trägt als Nase eine "Plastikfotze". Der singende Erlkönig bestreitet seinen Lebensunterhalt nur noch als Pfandflaschensammler. Und die nette ältere Dame erinnert an die Hexe aus "Hänsel und Gretel". Die Bühne verwandelt sich plötzlich in einen düsteren Wald mitten in Bad Obdach, wo es auch eine triste Bushaltestelle gibt. Tomer wird schließlich als "Ewiger Jude" bezeichnet, der den Erlkönig ermordet hat. Hier wird der Titel eines NS-Propagandafilms wachgerufen, der den deutschen Nationalsozialisten zur Rechtfertigung der Judenverfolgung diente. 

Kulturgut, Kolonialgeschichte, Komik und Grauen werden in raffinierter Weise vermischt. Die Figuren bewegen sich in Räumen, die sich gegenseitig überlappen und überschneiden. Rebellion wird zum Akt der Befreiung! Dabei muss man hinzufügen, dass der zweite Teil der Inszenierung auch optisch besser gelungen ist als der erste. Die Frage "Wer malt hier wen?" steht eindrucksvoll im Mittelpunkt. Löwen und Hunde dominieren, Raubtiere fressen gierig ihre Artgenossen. Charles Darwin lässt grüßen. Fiktion und Realität verschwimmen eindrucksvoll. Bühne und Kostüme von Maria Magadalena Emmerig tragen zu diesem suggestiven Eindruck bei. Musik und Video von Florian Schaumberger passen sich nahtlos an.

"Jeder Künstler ist ein Künstler des Wegmachens" lautet das Motto. Tomer Gardi schafft hier ein Sammelsurium aus Formen, Zeiten und Sprachen, selbst der Hund besitzt eine eigene Ausdrucksweise. Zu loben sind die Darsteller - allen voran Vernesa Berbo als Tomer und Museumswärterin. Aber auch Sebastian Röhrle als Hund Rex und Museumswärter, Reinhard Mahlberg als fulminanter Erlkönig und Museumswärter, Marietta Meguid als Intendantin, alte Frau, Museumswärterin sowie Marco Massafra als Markus, Adler und Museumswärter fesseln mit ihren vielschichtigen Charakterportraits. Schiffstragödien, Abenteuer auf hoher See und Gewitterszenen beherrschen immer wieder abwechslungsreich die Bühne. Machtverhältnisse münden in einen Erzählrausch, dem die Darsteller allesamt erliegen. Die radikale Aneignung von Sprache wird wirklich zur Rebellion. So stellt Tomer gleich zu Beginn fest: "Das Verlassen selbst ist ein Punkt..." Und er fügt hinzu: "Ich bin ein gieriger Mensch..." Da besteht dann plötzlich wieder die Verbindung zu den Raubtieren. Das wird dann tatsächlich eine runde Sache. 
 

 

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