Hekabe, Königin von Troja, ist die Inkarnation von Leid, Verlust und Klage, Mutter von fünfzig Söhnen und Töchtern, die alle im Krieg oder Nachkrieg sterben. Dennoch sind Hekabe und ihre Töchter keine reinen Opferfiguren. Durch die Stimmen und die Sprache, die Euripides insbesondere seinen Frauenfiguren gegeben hat, erwächst aus der Klage eine Kraft, eine sprachliche Gegengewalt zu dem geschehenen Unrecht. Denn das ist die nächste Frage: Wie viel utopisches Potential steckt in diesen Figuren und Geschichten?
Die Wucht ihrer Stimmen versucht Regisseur Stephan Kimmig freizulegen, mit voller Konzentration auf eine Drei-Generationen-Besetzung von Schauspieler_innen: Katharina Matz mit ihren mehr als achtzig Lebensjahren und sechzig Jahren Theatererfahrung, Almut Zilcher mit der ihr eigenen Kraft, Archaik und Größe, Linn Reusse als eine der eindringlichsten jungen Schauspielerinnen des Deutschen Theater Berlin, ergänzt von Paul Grill als ihrem männlichen Mit- und Gegenspieler und Michael Verhovec als Live-Musiker. Was wie ein Konzert oder eine Textuntersuchung beginnt, verdichtet sich in Momenten zu maximaler Spielintensität, um dann wieder vom Theater Abstand zu nehmen und auf seine Muster zu schauen.
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Anja Rabes
Musik Michael Verhovec
Licht Robert Grauel
Dramaturgie John von Düffel
Mit Paul Grill, Katharina Matz, Linn Reusse, Almut Zilcher
Nächste Vorstellungen am Samstag, den 23. November, Donnerstag, den 28. November, Mittwoch, den 4. Dezember, Samstag, den 7. Dezember und Sonntag, den 29. Dezember.