Einen ähnlichen Weg beschritt die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, als sie in ihrem Sekundärdrama „FaustIn and out“ Goethes „Urfaust“ einer radikalen Neudeutung unterzog: Das maskuline Gegenüber als Liebhaber, Vater, Ernährer, Beschützer und Gott in einem. Und als Lebenszerstörer.
In der Inszenierung des Theaters und Orchesters Heidelberg wird die französische Oper mit dem deutschsprachigen Text der österreichischen Autorin sowie weiteren Textausschnitten von Schiller, Schopenhauer, historischen Prozessakten u. a. verknüpft. Die stark emotionale Ebene der gounodschen Musik erfährt so eine Brechung durch die Reflektion des Inhaltes.
Regisseur Martin G. Berger wuchs in Berlin, Istanbul und München auf. Er ist Regisseur, Autor, Performer und Übersetzer. Von 2009 bis 2011 war er als Regieassistent und Abendspielleiter an der Oper Dortmund engagiert, bis 2015 dann in gleicher Position an der Staatsoper Hannover tätig. Er arbeitete währenddessen mit Regisseuren wie Christine Mielitz, Sebastian Baumgarten und Benedikt von Peter. Parallel entstanden seine ersten Arbeiten als Regisseur, darunter die Kinderoper „Das schlaue Gretchen“ (Dortmund, 2011), die Jugendoper „Im Schatten des Maulbeerbaums“ (Hannover, 2013) sowie die von ihm verfassten Musicals „Lacht nur!“ (Hannover, 2010) und „Krawall“ (Hannover, 2013). Für seine Inszenierung „Die Fledermaus“ im großen Haus der Staatsoper Hannover gewann er 2015 den Karan-Armstrong-Preis der Götz-Friedrich-Stiftung. Mit seinem Label „hier:Leben“ machte sich Berger auch in der freien Szene einen Namen, u. a. mit einem experimentellen Zugriff auf das Genre Musical, in Produktionen wie „Celebration“ (2009), „Anyone Can Whistle“ (2012), „Grey Gardens“ (2013), „Gypsy“ (2014) und „Galathea bleibt“. Seine Inszenierung des Musicals „Stella“ an der Neuköllner Oper brachte ihm den Deutschen Musical-Theater Preis für die „Beste Regie“ ein, in Trier gewann er den „Ersten Trierer Musical-Award“ mit einem Konzept zu „Jesus Christ Superstar“, das er dort dann auch erfolgreich umsetzte. 2016 konzipierte und inszenierte er in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin das Musiktheaterprojekt „Neuland“ mit 50 Berliner- und geflüchteten Jugendlichen, bereits Ende 2015 war in Hannover mit Orlando eine Crossoverproduktion zwischen vermittelnder Performance und Oper mit 30 Jugendlichen zu sehen. Zu seinen Arbeiten in der Saison 2016|17 gehören „Die verkaufte Braut“ an der Staatsoper Hannover, „Il tabarro“ und „Gianni Schicch“i am Theater Bremen und „Dido“ an der Deutschen Oper Berlin. Mit „Faust“ stellt sich Martin G. Berger erstmalig am Theater und Orchester Heidelberg als Regisseur vor.
Musikalische Leitung Elias Grandy Weitere Besetzungen zeigen
Regie Martin G. Berger
Bühne Sarah-Katharina Karl
Kostüme Sabine Hartzsch Weitere Besetzungen zeigen
Video David Martinek
Chordirektion Ines Kaun
Dramaturgie Merle Fahrholz
Faust Martin Piskorski Weitere Besetzungen zeigen
Méphistophélès James Homann
Marguerite Hye-Sung Na
Valentin Ipča Ramanović
Siébel Shahar Lavi
Er Raphael Rubino
Sie Magdalena Neuhaus
Chor und Extrachor des Theaters und Orchesters Heidelberg
Philharmonisches Orchester Heidelberg
Am 17. März 2018 findet anlässlich der Inszenierungen im Musiktheater und im Schauspiel das spartenübergreifende Symposion „Gretchenfragen“ im Heidelberger Theater statt.
Weitere Informationen sowie Tickets - auch zum Symposion -: www.theaterheidelberg.de