Eines Morgens ist sie da, die Wand, »ein glatter, kühler Widerstand an einer Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft«, und schließt die Frau ein in eine Natur-Idylle. Machtlos steht sie vor dem Unbegreiflichen, doch ihr Tatendrang kehrt zurück, aufbegehrend gegen das Schicksal arbeitet die Frau in und mit der Natur, schreibt, isst, schläft – lebt in ihrer Isolation. Denn was soll man tun, außer leben?
Nach ihrer Darstellung in »Am Boden« ist Schauspielerin Marie Luisa Kerkhoff erneut in einem anspruchsvollen Monolog zu erleben. Ensemblemitglied Maurizio Micksch inszeniert die Theateradaption des poetisch markanten Texts, der gefühlvoll und präzise auf einen Menschen im Extremzustand blickt: ein einzelnes Individuum in einsamem Existenz- und Sinnkampf, aber auch voller Zuversicht trotz der Unerbittlichkeit des Schicksals. Die Konstellation des Romans lässt eine Fülle an Deutungsmöglichkeiten zu: Ist die ‚Wand’ eine Katastrophe, ein Experiment, das Sinnbild eines Selbstrückzugs oder eine Chance für Selbstbefragung und -findung?