Mit Tanzmusik, Balaleikaklängen, russischer Kirchenmusik und dem ersten reinen Schlagzeugstück der Musikgeschichte ist »Die Nase« nicht weniger grotesk als die merkwürdigen Begebenheiten, die sie erzählt: Die Nase des Kollegienassessors Kowaljow ist plötzlich und ohne Grund verschwunden. Kowaljow gerät in Panik: Was ist ein Mensch denn noch ohne seine Nase? Der eitle Beamte wendet sich an die Polizei, dann an die Presse – und gerät immer tiefer in einen grotesk-surreale Strudel, in dem nichts mehr normal zu sein scheint.
Basierend auf Texten von Gogol und Dostojewski und musikalisch beeinflusst von MussorgskisOpernfragment »Die Heirat« und Bergs »Wozzeck«, entwickelte der erst 22-jährige Komponist Dmitri Schostakowitsch seine sarkastische Opernerzählung »Die Nase«. In filmischer Drastik stossen die kurzen Szenen der Handlung aufeinander und vereinen ein Kaleidoskop kompositorischer Impressionen von Galopp, Polka, russisch-orthodoxer Kirchenmusik über Volksmusik und orchestralen Balalaika-Klängen bis hin zum ersten autarken Schlagwerkstück der Operngeschichte.
Obgleich das Leningrader Publikum die absurde Handlung und musikalische Raffinesse der Oper bei deren Uraufführung im Jahre 1930 begeistert aufnahm, verbannte die kommunistische Führung der noch jungen Sowjetunion das politisch brisante Werk von den Spielplänen. Erst 1963 kehrte »Die Nase«, von deren Handlung der Komponist selbst sagte, sie sei »eher schrecklich als lustig«, in Düsseldorf als deutsche Erstaufführung auf die Bühne zurück, um dann noch einmal elf Jahre später in ihrem Entstehungsland wiederentdeckt zu werden.
Oper in drei Akten Libretto vom Komponisten nach der Novelle von Nikolai Wassiljewitsch Gogol. Deutsch von Helmut Wagner und Karl Heinz Füssl.
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln.
Musikalische Leitung Petr Popelka
Inszenierung Peter Konwitschny
Bühnenbild Helmut Brade
Mitarbeit Bühne Igor Fürnberg
Kostüme Helmut Brade
Licht Fabio Antoci
Chor André Kellinghaus
Dramaturgie Kai Weßler
Platon Kusmitsch Kowaljow Bo Skovhus
Iwan, sein Diener Timothy Oliver
Iwan Jakowlewitsch, Barbier Jukka Rasilainen
Tenor-Solo / Wachtmeister (Geheimagent) James Kryshak
Sopran-Solo (Geheimagentin) Katerina von Bennigsen
Der Wachtmeister (Der liebe Gott) Aaron Pegram
Der Doktor (Jesus) Martin-Jan Nijhof
Jarischkin (Der Teufel) Jürgen Müller
Praskowja Ossipowna, Frau des Barbiers Roxana Incontrera
Die Tochter der Podtotschina Alice Rossi
Alexandra Gregorjewna Podtotschina, ihre Mutter Sabine Brohm
Die Nase in Gestalt eines Staatsrats Ludovit Ludha
Ein Oberst / Ein anderer Bekannter Gerald Hupach
Ein Angestellter / Ein Major Tilmann Rönnebeck
Ein Verkäufer / Ein Lakai / Ein Spekulant / Ein Bekannter Matthias Henneberg
Chosrow Mirsa David Kramer
Weitere Vorstellungen am 7., 10. und 13. Juli 2022 sowie am 18., 21. und 30. September 2022
Karten für alle Vorstellungen sind in der Schinkelwache am Theaterplatz (T +49 (0)351 4911 705)
und online erhältlich. Weitere Informationen unter semperoper.de.