In Wahrheit sind sie so konform wie stumpf. Keine Plattitüde ist vor ihnen sicher. Alle Themen haben den gleichen Wert im Lifestyle-Geplauder, weil es nicht darum geht, sich in Themen zu vertiefen, sondern um den eigenen Marktwert. Und im Kinderzimmer schlafen friedlich die beiden Kinder des Gastgeberpaares. Während die Erwachsenen ohne Sinn und Verstand über alles hinwegplaudern, geschieht dort ein großes Unglück. Eine Tragödie geradezu biblischen Ausmaßes, die der lebenslänglichen Höchststrafe für alle Beteiligten gleichkommt. Die Reaktion ist Schockstarre, bodenloser Small Talk, Verdrängung…
Maja Zade zeigt die Oberflächlichkeit einer ökonomisch abgesicherten Schicht, ihre Selbstzufriedenheit, ihre Wohlstandsverwahrlosung. „Abgrund“ ist ein Ritt durch die ebene Gefühlslandschaft des zeitgenössischen Großstadtlebens. Und zerschlägt dann die spiegelglatte Oberfläche mit einem einzigen Schicksalsschlag. Die Figuren haben den Kontakt zum Tiefen verloren, zum Unverständlichen, zum Leid. Der Autorin gelingt mit ihrem zweiten Stück ein wirkliches „well-made play“. Es gibt schnelle, treffsichere Zeilen wie in einem guten Rap-Song. Das ist unsere Zeit. So leben wir.
Inszenierung Jasmin Sarah Zamani
Bühne und Kostüme Aylin Kaip
Dramaturgie Philipp Brammer
Regieassistenz und Abendspielleitung Kayda Bryant // Claire Phlippeau
Inspizienz Reinhard Steinert
Christoph Dominique Bals
Stefan Jörn Bregenzer
Bettina Alrun Herbing
Thomas Oliver Hildebrandt
Jutta Julia Leinweber
Anna Carolin Waltsgott
Pius Bela Püttner
Pia Isabell Szegedi