Schlagartig sieht sich Shen Te von Bittstellern umgeben, die an ihrem bescheidenen Wohlstand teilhaben möchten. Shen Te erschafft sich ein Alter Ego, sie tritt als ihr skrupelloser Vetter Shui Ta auf den Plan. Er gründet eine Tabakfabrik, in der die Angestellten unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Als das Gerücht aufkommt, Shui Ta habe seine Cousine ermordet, sieht sich Shen Te von allen Seiten umstellt.
Die Götter haben ausgedient. Sie stehlen sich aus der Verantwortung, verweisen den Menschen auf sich selbst und kehren schließlich reichlich ramponiert in den Himmel, also ins „Nichts“, zurück. Güte als absolutes moralisches Gesetz scheint unmöglich.
Die Frage, ob moralisches Empfinden als oberste Handlungsmaxime gelten kann, beschäftigt die Philosophie seit jeher. Bertolt Brechts 1943 in Zürich uraufgeführtes Parabelstück verdichtet dieses Dilemma: Kann ein guter Mensch im kapitalistischen Wirtschaftssystem überleben oder wird Güte erst durch Unbarmherzigkeit ermöglicht? Shen Te, der gute Mensch von Sezuan, klagt die Verantwortung jede:r Einzelnen ein: „Oh, ihr Unglücklichen! Eurem Bruder wird Gewalt angetan, und ihr kneift die Augen zu! Der Getroffene schreit laut auf, und ihr schweigt?“
Inszenierung
Tina Lanik
Bühne und Kostüm
Stefan Hageneier
Licht
Felix Dreyer
Dramaturgie
Carolin Losch
Musikalische Leitung
Cornelius Borgolte
Gesangscoach
Sandra Hartmann
Musiker:innen
Jo Ambros, Eugen Aniskewitz, Tommy Baldu, Lukas Brenner, Max Treutner, Clara Vetter, Martin Wiedmann, Lisa Wilhelm
MIT: Paula Skorupa, Valentin Richter, Reinhard Mahlberg, Marietta Meguid, Noah Baraa Meskina, Evgenia Dodina, Peer Oscar Musinowski, Gabriele Hintermaier, Michael Stiller
Weitere Vorstellungen:
14. / 15. / 17. / 18. / 19. / 20. / 21. / 22. Okt 22, 20:00
15. / 16. / 17. / 20. / 21. Dez 22, 20:00
sowie ab Februar 2023