Doch wird diese Dualität, die der Steppenwolf für sich geltend macht, schon bald im "Tractat" unterlaufen: "Nicht nur aus zwei Wesen [besteht Harry], sondern aus hunderten, aus tausenden. Sein Leben schwingt zwischen tausenden, zwischen unzählbaren Polpaaren." Nach der großen Hesse-Welle in den 60-ern und 70-ern möchte Thomas Melle den Autor gleichsam neu entdecken. Für Melle steht unsere Gesellschaft nach einer langen, wohlstandsgeprägten Phase derzeit vor einem Wendepunkt.
An allen Fronten verschärfen sich Ton und Umgang, entstehen Neid und Wut. Harry Hallers Geschichte spielt in einer ähnlichen Übergangszeit. Depression, Kulturpessimismus und die Sehnsucht nach Intensität und Exzess durchziehen Diskurse und Lebenswelten, dazwischen wird die bürgerliche Mitte zerrieben. Harry Haller erscheint so wie der Prototyp einer ganzen Generation.
Nach Antigone und Ode ist dies die dritte Inszenierung, die Lilja Rupprecht am Deutschen Theater gemeinsam mit Spieler:innen des DT-Ensembles und des Berliner RambaZamba Theaters erarbeitet.
Regie Lilja Rupprecht
Bühne und Kostüme Christina Schmitt
Musik Philipp Rohmer
Video Moritz Grewenig
Licht Cornelia Gloth
Dramaturgie Juliane Koepp
Mit
Elias Arens, Juliana Götze, Manuel Harder, Helmut Mooshammer, Natali Seelig, Jonas Sippel, Katrin Wichmann
Philipp Rohmer Live-Musik
8. Mai 2022 19.00
Mit englischen Übertiteln
15. Mai 2022 18.00
Mit englischen Übertiteln
18. Mai 2022 19.30
Mit englischen Übertiteln
19. Juni 2022 19.00
Mit englischen Übertiteln
5. Juli 2022 20.00