
Vor gut 20 Jahren in Seattle uraufgeführt, entfaltet sich in dieser »Chamber Opera« für zwei Sänger und Streichquintett ein dichter Klangteppich, der sich stetig, aber fast unmerklich wandelt und die alptraumhafte Geschichte emotional fassbar macht.
»In der Strafkolonie« ist Glass‘ Vertonung der gleichnamigen Novelle von Franz Kafka, die im Jahr 1914, kurz nach Ausbruch des ersten Weltkriegs, entstand. Kafka reagiert darin auf eine für uns heute bestürzend aktuelle Weise auf die alltägliche Gewalt und Verrohung seiner Zeit. In der Novelle erlebt ein Forschungsreisender die öffentliche Hinrichtung eines Gefangenen durch eine perfekte Tötungsmaschine. Zwischen ihm und dem zuständigen Offizier entspinnt sich eine Auseinandersetzung über Folter, Schuld, gerechte Strafe und das System.
Im Zuge der sogenannten »minimal music«-Bewegung wurde Philip Glass (der den in seinen Augen abwertenden Begriff „minimal music“ persönlich garnicht schätzt) zu einem der erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart, der u.a. viele Filmmusiken schrieb und viele Popmusiker:innen wie David Bowie oder Kraftwerk inspirierte. Viele seiner Opern folgen gewichtigen literarischen Vorlagen. Mit einem feinen Gespür für das Bühnengeschehen entspinnt Glass in seiner Musiksprache ein Netz aus »patterns«, also rhythmischen und harmonischen Formeln, die sich wiederholen, bzw. Klangflächen, die sich auf subtile Art verändern und in ihren Bann ziehen.
Die junge Regisseurin Aileen Schneider realisierte für das Staatstheater Augsburg bereits die Kinderoper »Die große Wörterfabrik« sowie zahlreiche kleinere Formate mit Einfühlungsvermögen und poetischer Kraft. Diese düstere und eindringliche Kammeroper inszeniert sie auf der brechtbühne im Gaswerk.
Besetzung:
Besucher Roman Poboinyi
Offizier Wiard Witholt
Gefangener Thomas Berchtold
Musikalische Leitung Ivan Demidov
Inszenierung Aileen Schneider
Bühne Lisa Marie Damm
Kostüme Florian Parkitny
Dramaturgie Vera Gertz
Weitere Termine unter staatstheater-augsburg.de/in_der_strafkolonie.