
Sie will ihren Sohn auf dem Thron wissen – koste es, was es wolle: Agrippina, Gemahlin Kaisers Claudius, Mutter Neros und Titelfigur in Georg Friedrich Händels erstem Welterfolg. Mit AGRIPPINA erlebte der 24-jährige Starkomponist in Venedig einen Erfolg ohnegleichen: „Die Zuhörer bei der Händelschen Vorstellung wurden dermaßen bezaubert, dass ein Fremder aus der Art, mit welcher die Leute gerühret waren, sie alle miteinander für wahnwitzig gehalten haben würde. Sooft eine kleine Pause vorfiel, schrien die Zuschauer: ‚Viva il caro Sassone.‘ – Es lebe der teure Sachse!“
AGRIPPINA ist nicht nur geniale Musik aus Händels kreativster Jugendphaser, sondern auch das wahrscheinlich beste Textbuch, das er vertont hat: Eine schonungslose Satire auf Sex & Crime am römischen Kaiserhof, in der Agrippinas Schützling Nero am Ende den Thron besteigt und der ehrliche Ottone auf die Macht verzichtet – das B(ös)este, was die venezianische Oper im 18. Jahrhundert zu bieten hatte!
Leonardo Muscatos Regiedebüt in Deutschland mit der Inszenierung von Händels SERSE im Opernhaus Bonn in der Spielzeit 2018/2019 gab auf fulminante Weise Einblick in die pralle Theaterwelt des italienischen Multitalents, der nicht nur als Regisseur, sondern auch als Bühnenautor und Dramaturg, Schauspieler und Hochschullehrer arbeitet.