
Das Citizen.Kane.Schauspielerkollektiv ließ die Ereignisse dann in fiktiven Gerichtsverfahren Revue passieren. Zudem gibt es im "Haus der Geschichte" eine Ausstellung über den RAF-Prozess, der noch bis zum 14. September 2025 zu sehen ist. "Wer war Gudrun Ensslin?" Diese Frage stellte Christian Müller vom Citizen.Kane.Kollektiv zentral in den Raum. Die RAF stehe in keinem Bildungsplan in Baden-Württemberg, betonte Müller. Dr. Peter Müller vom Staatsarchiv in Ludwigsburg und die Journalistin Janka Kluge diskutierten anschließend über die RAF. Für sie sei die RAF sehr emotional, so Kluge. Das Staatsarchiv in Ludwigsburg konnte laut Dr. Peter Müller die O-Töne aus dem Stammheimer Gerichtsprozess sichern und damit der Öffentlichkeit zugänglich machen. Zunächst waren diese Tonbänder juristisch verboten. Die Tonbandaufnahmen aus dem Gerichtssaal offenbaren den Konflikt von Justiz und Gesellschaft.
Besucher der Ausstellung im "Haus der Geschichte" können auf den orangegelben Schalensitzen aus dem Gerichtssaal vor dem Original-Richtertisch Platz nehmen und das Geschehen verfolgen. Der SWR zeigte hier erstmals den Dokumentarfilm "Im Schatten der Mörder" über die Opfer der RAF. Man berichtete von dem Polizisten Tschaikowski, der bei seinen Erinnerungen an die RAF persönlich sehr bewegt und betroffen war. "Kann ein Archiv radikal sein?" stand als offene Frage im Raum.
Man erinnerte auch an den Kabarettisten Peter Grohmann, der zu Gudrun Ensslin persönlichen Kontakt hatte. Celine Klotz zeigte in einem weiteren Podcast das Wohnhaus von Gudrun Ensslin in Bad Cannstatt. Die Gräber der Baader-Meinhof-Gruppe auf dem Dornhaldenfriedhof in Stuttgart wurden besucht und in einem Podcast präsentiert. Das Problem der Alt-Nazis wurde angesprochen, das die Gruppe um Gudrun Ensslin ja so sehr radikalisierte. Nicht nur Namen wie des Ministerpräsidenten Filbinger wurden hier genannt. Der Politikredakteur der Stuttgarter Zeitung, Werner Birkenmaier, berichtete, dass er bei seinem Politik-Studium mit Alt-Nazis unter den Professoren konfrontiert gewesen sei. Man erinnerte an den "Remstal-Rebell" Helmut Palmer, an Michael Ballweg, Jürg Rathgeb und sogar Rudolf Steiner, die allesamt etwas mit einer gewissen Radikalisierung zu tun gehabt hätten.
Da ergaben sich dann spannende Zusammenhänge, die das Citizen.Kane.Schauspielerkollektiv theatralisch und szenisch überhöhte und verfremdete. Ab Juni präsentiert übrigens die Staatsoper Stuttgart zum Stammheim-Thema das Wintermärchen "Der rote Wal". In die fiktive Gerichtsverhandlung band man zuletzt auch "DJ Gregor Gysi" in ironischer Weise ein.