In Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung und neuen populistischen Bewegungen ist HEIMAT für uns zu einem brüchigen Gefühl geworden. "HEIMAT – Ein Phantomschmerz" betitelt beispielsweise der Autor Christian Schüle seine aktuelle Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff. Und: Kaum ein anderer Begriff wird in ähnlich kurzen Abständen - mit jeder neuen Generation - auf seine Bedeutung hin befragt und neu definiert. Kaum ein anderer Begriff ist in so hohem Maße der Gefahr ausgesetzt durch die sprachliche Agitation der Populisten vereinnahmt und diskreditiert zu werden – vor allem dann, wenn er als eine ausgrenzende Kategorie benutzt und mit den Begriffen Volk und Nation verbunden wird.
Ob Donald Trump mit "Make America great again" oder die AfD in Deutschland ("Ein Staat der seine Grenzen nicht schützt ist keiner mehr") – den populistischen Bewegungen ist gemein, dass sie Sprache gezielt einsetzen um Ängste zu schüren, Wahrnehmung bezüglich real existierender oder auch eingebildeter Gefahren zu manipulieren und damit Bürgerstimmen für sich zu gewinnen. Religion, Mentalität oder Hautfarbe werden in der politischen Diskussion in Stellung gebracht mit dem Versprechen, die "einheimische" Bevölkerung – die HEIMAT – durch Abschottung vor vermeintlichen äußeren Gefahren – in diesem Fall vor Globalisierung und Migranten – zu schützen. Dabei ist HEIMAT oft zur leeren Formel geworden und in der Realität erscheint es als unwahrscheinlich das technologisch-ökonomische Phänomen der Globalisierung oder Migrantenströme aus Kriegsgebieten durch Abschottung aufzuhalten.
Und dennoch, Populisten erwischen den "normalen" Bürger auch auf dem richtigen Fuß: Die Menschen haben Angst, das was sie haben, was sie an Eigentum besitzen, und auch ihr gewohntes Sicherheitsgefühl zunehmend zu verlieren – fremd im eignen Land zu werden.
Technische Entwicklungen haben das Potential zunächst die Arbeitskraft des Menschen überflüssig zu machen und ihn irgendwann in ferner Zukunft gleich ganz abzuschaffen. Mindestens aber wird technischer Fortschritt von vielen Menschen nicht als zivilisatorischer Fortschritt, sondern als Bedrohung aufgefasst.
Ziel des Gesamtprojektes ist es eine generationsübergreifende Diskussion über den Heimatbegriff zu initiieren, populistische Verführungsversuche zu enttarnen sowie einen Denk-, Diskussions- & Erfahrungsraum am Theaterabend und während der gesamten Projektdauer im Internet zu schaffen, der identitätsstiftende Schnittmengen zwischen jung und alt, zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sicht- und erlebbar macht.
HEIMAT 4.0 – Ein unheimliches Bürgertheater ist eine Produktion von A.TONAL.THEATER in Kooperation mit dem Theater an der Ruhr und der VolXbühne (Mülheim an der Ruhr), Freihandelszone – Ensemblenetzwerk Köln und der Alten Feuerwache Köln. Die Produktion wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen, die Rheinenergie Stiftung Kultur und die MEG Mülheimer Entsorgungsgesellschaft.
Schauspiel:
- Angela Pott / Martina Kock
- Anja Jazeschann
- Christof Hemming
- Frank Witzel
- Giorgos Psaroulakis
- Nicole Doms
- Renate Grimaldi
- Sigrid Schott
- Tobias Teschner
- Live-Musik: Valerij Lisac
- Regie & Textfassung: Jörg Fürst
- Musik &Video: Valerij Lisac
- Bühne: Lena Thelen
- Kostüme: Heinke Stork, Monika Odenthal
- Lichtdesign: Kerp Holz
- Technische Leitung: Dirk Lohmann
- Technik: Dietrich Schuckließ, Thomas Mörl
- Regieassistenz & Produktion Köln: Martina Kock
- Produktion Mülheim an der Ruhr: Renate Grimaldi
- Layout: molter&sartor (Düsseldorf)
- PR: neurohr & andrä (Köln)
- Fahrer: Joachim Gleue
Weitere Aufführungen Köln: 26./27./28. Januar 2018 & 01./02./03./04. März 2018, 20:00 Uhr