Und die Erfahrung, dass Heimat auch Fremde bedeuten kann, trifft hart. Im Angesicht des niederbrennenden Familienbesitzes rollt sich die Familiengeschichte auf. Mit dem Haus brennen auch die optimistischen Zukunftspläne der Eltern und der Traum des Vaters nieder, als erfolgreicher Geschäftsmann aus Deutschland in die alte türkische Heimat zurückzukehren, um dort mit dem Verkauf von Solaranlagen ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich erfolgreich zu agieren.
Eine Familiengeschichte zwischen Neubeginn und Scheitern. Akın Emanuel Şipal, der als Autor bereits an dem erfolgreichen Sezen Aksu-Liederabend Istanbul beteiligt war und seit dieser Spielzeit als Dramaturg am Theater Bremen tätig ist, schrieb das Stück als Auftragsarbeit für das Theater Bremen.
Şipal zeichnet ein positives aber nicht romantisierendes Bild der Türkei und setzt sich dabei auch mit dem deutschen Blick auf dieses Land, das sich in seiner Komplexität einer vereinfachenden Verschlagwortung widersetzt, auseinander.
Regisseur Frank Abt fokussiert in seiner Arbeit vor allem die Familiengeschichte, wobei er auch „das Politische, das im Privaten liegt“ transparent macht. Er nähert sich den Figuren, ihren Beziehungen und ihrer emotionalen Verfasstheit über ihre mosaikartig erzählten Erinnerungen. Die Musik, die den Abend atmosphärisch in der Provinz Adana verortet, kommt von der türkischen Sängerin Nihan Devecioğlu, die zwischen leisen Tönen und großer stimmlichen Präsenz ihre ganz eigene Stimmpraxis entwickelt hat. Devecioğlu war 2016 bereits mit ihrem multinationalen Ensemble The single Camels mit einem Konzert zu Gast im Theater am Goetheplatz.
Frank Abt arbeitete, nach dem Studium der Theaterwissenschaften in Berlin und Paris, als Regieassistent am Thalia Theater Hamburg. Dort entstanden die ersten Regiearbeiten; es folgten Inszenierungen am Volkstheater München, Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Stuttgart, Deutschen Theater Berlin, Maxim Gorki Theater Berlin. Seit der Spielzeit 2012/13 arbeitet Frank Abt kontinuierlich für das Theater Bremen. Unter anderem inszenierte er die Familienstücke Robin Hood und Die Brüder Löwenherz, den Liederabend Jetzt musst du springen, die Uraufführung Herkunft von Oskar Roehler und die – bislang – drei Teile umfassenden Abende der Knausgård-Reihe Sterben, Lieben und Spielen.
Regie: Frank Abt
Bühne und Kostüme: Susanne Schuboth
Musik: Nihan Devecioğlu
Video: Rebecca Riedel, Elisa Gómez Alvares
Dramaturgie: Viktorie Knotková
Mit: Irene Kleinschmidt, Siegfried W. Maschek, Marco Massafra, Fania Sorel
Diskussion mit dem Autor nach jeder Vorstellung