Nach »Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs« (2016), wofür Milo Rau und Ursina Lardi gemeinsam in den Kongo reisten, und der Produktion »LENIN« (2017), in der sie anhand der letzten Wochen des russischen Revolutionärs die Utopien des 20. Jahrhunderts einer intensiven Befragung unterzogen, begeben sich Milo Rau und Ursina Lardi für »Everywoman« auf eine philosophische wie existenzielle Recherche. Was ist das – der Tod? Warum diese extreme Prüfung – allein? Warum gibt es »nichts Neues zu sagen über den Tod«, wie es im Stück heißt? »Der Tod ist schlichtweg eine Tatsache, neben der Geburt wohl die einzige in unserem Leben. Alles, was es über ihn zu sagen gibt, ist entweder eine Banalität oder eine rhetorisch zugerichtete Verdrängungsleistung. Alles andere ist, so normal und zwingend es uns auch scheint, Zufall, Charakter, sind geschichtliche Umstände. Alles andere könnte auch anders sein, der Tod nicht.«, so Milo Rau. Was könnte also eine humane, eine künstlerische Antwort sein auf den Skandal unser aller Sterblichkeit?
Die Uraufführung »Everywoman« wurde diesen Sommer erstmals im Rahmen der Salzburger Festspiele gezeigt und hat am 15. Oktober ihre Deutschlandpremiere an der Schaubühne in Berlin.
Milo Rau wurde 1977 in Bern geboren und studierte Soziologie, Romanistik und Germanistik in Paris, Berlin und Zürich, u. a. bei Pierre Bourdieu und Tzvetan Todorov. Seit 2002 entstanden über 50 Theaterstücke, Filme, Bücher und Aktionen, die in mehr als 30 Ländern zu sehen waren. 2007 gründete er das International Institute of Political Murder (IIPM), seit der Spielzeit 2018/19 ist Milo Rau Künstlerischer Leiter des NTGent. Rau erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie 2016 als jüngster Künstler überhaupt den Preis zum Welttheatertag des Internationalen Theaterinstituts oder 2017 die Saarbrücker Poetik-Dozentur für Dramatik. Seine Theaterstücke und Filme wurden in über zehn Ländern mit Kritikerpreisen ausgezeichnet, 2018 erhielt Milo Rau für sein Gesamtwerk den Europäischen Theaterpreis. 2019 folgte die Ernennung zum ersten Ehrendoktor des Theaterdepartments der Lunds Universitet (Schweden) und 2020 zum Ehrendoktor der Universität Gent. Für seine literarische Arbeit erhielt Milo Rau u. a. den Hörspielpreis der Kriegsblinden, den Berner Literaturpreis, den Peter-Weiss- Preis und zuletzt den Gerty-Spies-Literaturpreis.
Ursina Lardi gehört seit 2012 dem Ensemble der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin an, wo sie u. a. in »Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs« und »LENIN« von Milo Rau, als Birdie in »Die kleinen Füchse« in der Regie von Thomas Ostermeier sowie in der Titelrolle in »Ödipus der Tyrann« in der Regie von Romeo Castellucci zu sehen war. Sie ist zudem in zahlreichen Fernseh- und
Kinofilmen zu sehen, u. a. in »Das weiße Band« (Regie: Michael Haneke, Goldene Palme in Cannes, 2009), »Lore« (Regie: Cate Shortland, Lola in Bronze, 2012), »Sag mir nichts« (Regie: Andreas Kleinert, 2016) und »Prélude« (Regie: Sabrina Sarabi, 2019). Ursina Lardi wurde 1970 in Samedan (Schweiz) geboren und erhielt ihre Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. 2006 erhielt sie den Preis des Eliette von Karajan Kulturfonds und 2014 den Schweizer Filmpreis als »Beste Darstellerin« für »Traumland« (Regie: Petra Volpe). Für ihre Darstellung in »Unter der Haut« (Regie: Claudia Lorenz) wurde sie 2015 in derselben Kategorie nominiert. 2017 wurde Ursina Lardi der Hans- Reinhart-Ring, der als höchste Auszeichnung im Theaterleben der Schweiz gilt, verliehen.
Everywoman
von Milo Rau und Ursina Lardi Uraufführung
Mit: Ursina Lardi, Helga Bedau (im Video)
Regie .............................................................................................. Milo Rau
Bühne und Kostüme ................................................................... Anton Lukas
Video .............................................................................................. Moritz von Dungern
Sound ............................................................................................. Jens Baudisch
Dramaturgie .................................................................................. Carmen Hornbostel, Christian Tschirner Recherche ..................................................................................... Carmen Hornbostel
Licht ................................................................................................ Erich Schneider
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