Thomas Melle hat eine Symphonie unterschiedlichster Stimmen komponiert: Maklerinnen und Journalisten, Durchschnittsverdiener und reiche Erbinnen, Wegsanierte und An-den-Rand-Gedrängte tummeln sich auf dem modernen Kriegsschauplatz Wohnungsmarkt. Gebrüll ertönt auf imaginären Barrikaden, ein Chor beschwört die Sonne, auch die eigene „kleine Koje“ zu erwärmen.
Mit zunehmender politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit wird die eigene Wohnung zum Bollwerk gegen die „Fährnisse der Zeit“, eine Verheißung privaten Glücks, das mit allen Mitteln erkämpft werden muss. Nachbarschaften werden durchleuchtet und Toilettendesign zur Lebenseinstellung hochstilisiert. Auch in vermeintlich sozial eingestellten Bevölkerungsschichten wird Wohnen wieder zum Distinktionsmerkmal.
Wie ist es um die viel gepriesene Einheit unserer Gesellschaft bestellt, wenn sich die begehrten Innenstädte zunehmend in Festungen des Luxus verwandeln, die für Normalbürger*innen immer unerreichbarer werden? „Die Miete ist die soziale Frage unserer Zeit“, heißt es im Stück, welches eines der drängendsten Probleme der Gegenwart umkreist.
Thomas Melle wurde 1975 geboren und studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Austin (Texas) und Berlin. Er gehört zu den wichtigen Stimmen zeitgenössischer Dramatik und wurde für seine Theaterstücke mehrfach ausgezeichnet. Seine Romane Sickster (2011) und 3000 Euro (2014) wurden für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2015 erhielt Thomas Melle den Kunstpreis Berlin. Die Theaterversion seines hochgelobten Romans Die Welt im Rücken wurde 2018 zum Theatertreffen eingeladen.
Inszenierung
Tina Lanik
Bühne
Stefan Hageneier
Kostüme
Stefan Hageneier / Lara Roßwag
Video
Birgit Stoessel
Licht
Stefan Maria Schmidt
Dramaturgie
Ingoh Brux, Bastian Boẞ
MIT: Boris Burgstaller, Josephine Köhler, Marietta Meguid, Jannik Mühlenweg, Sebastian Röhrle
Weitere Vorstellungen:
19. / 20. / 22. / 23. / 24. / 25. / 26. / 27. / 29. Sep,
01. / 02. / 03. / 04. Okt
sowie ab November