Die beiden versuchen das Unmögliche: Sie heiraten heimlich am nächsten Tag und wollen es Kraft ihrer Liebe mit der hasserfüllten Weltordnung ihrer Familien aufnehmen. Doch als Mercutio durch einen Capulet im Kampf getötet wird, rächt Romeo den Mord an seinem Freund und bringt den Mörder um. Romeo wird daraufhin aus Verona verbannt. So bleibt den Liebenden eine einzige, viel zu kurze Nacht ...
Am Grab ihrer Kinder reichen sich zwei verfeindete Familien die Hand zur Versöhnung. Mit dieser Utopie beendet Shakespeare die berühmteste Liebestragödie aller Zeiten. Wie wahrscheinlich ist dieses Szenario in einer Welt, in der jahrelange Bürgerkriege toben, Menschen aufgrund ihrer Herkunft verfolgt und getötet werden und Hass stets neuen Hass gebiert?
Liebe war vielleicht niemals gleichzeitig so blind und so visionär wie im Fall von Romeo und Julia. Einerseits ist diese Liebe nicht in der Lage, ihren tragischen Ausgang vorauszusehen, den Tod zweier junger Menschen. Andererseits deckt sie auf, dass der tief empfundene Hass, den (fast) alle empfinden, nicht hinterfragt wird und niemand seine Wurzeln kennt. Ob es nicht doch ein Prinzip Romeo und Julia gibt, dass die Welt befrieden könnte? Die Welt, in der wir heute leben, in der weiterhin Tropfen geschmolzenen Hasses die Seelen vergiften und immer neues Unheil stiften? Shakespeare beschreibt uns schrankenlose Hingabe und grenzenlosen Hass als unvermeidliche Konsequenz menschlichen Zusammenlebens. Und macht es uns so zur Aufgabe, einen Ausweg aus der negativen Spirale zu suchen.
Das Theater der Stadt Aalen feiert mit „Romeo und Julia“ von William Shakespeare vom 2. bis zum 4. Oktober 2020 gleich ein ganzes Wochenende Eröffnungspremiere im Theatersaal seiner neuen Spielstätte Kulturbahnhof.
Unter Mitwirkung des House of Dance Keraamika, der Musikschule Aalen und der Ballettschule Brian Fischer inszenieren Regisseurin Tina Brüggemann und Co-Regisseur Tonio Kleinknecht die Tragödie als spartenübergreifendes Sprech-; Tanz- und Musiktheater. Eigentliche Sprechrollen werden hier von klassischen Ballett- und Urban Street Tänzer*innen getanzt. Begleitet werden sie dabei mit Akkordeon und Percussion.
Übersetzung Marie-Louise Brüggemann
mit Philipp Dürschmied, Manuel Flach, Julia Sylvester, Diana Wolf, Arwid Klaws, Raina Hebel, Elena Wirth, Patrick Gutensohn | Roman Proskurin, Brian-Michael Fischer, einer Ballettklasse der Musikschule Aalen und einem Team von Keraamika
Akkordeon Mona Weingarten | David Maksimovic
Percussion Bernd Brunk | Alfred Ruth
Regie und Dramaturgie Tina Brüggemann
Coregie und Raumkonzeption Tonio Kleinknecht
Ausstattung Annette Wolf
Choreographien der Tanzgruppen Raina Hebel, Elena Wirth (Musikschule Aalen), Roman Proskurin (Keraamika)