Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
»Titus« (»La clemenza di Tito«) von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater Magdeburg»Titus« (»La clemenza di Tito«) von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater...»Titus« (»La clemenza di...

»Titus« (»La clemenza di Tito«) von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater Magdeburg

Premiere Sa. 12. 9. 2020, 19.30 Uhr im Opernhaus

Hinter der in Mozarts Todesjahr 1791 entstandenen Oper steckt ein politisch heikler Auftrag: Mitten in der Französischen Revolution musste Leopold II. nach seiner Krönung zum Kaiser in Prag zum König von Böhmen gekrönt werden. Eine Festoper im Stile der Oper seria war bei einem solchen Anlass Pflicht. Man entschied sich für ein über 50 Jahre altes, bereits vielfach vertontes Libretto von Pietro Metastasio mit dem Titel »La clemenza di Tito« – »Die Gnade des Titus«. Mit seinem Librettisten Mazzolà dynamisierte Mozart die Vorlage Metastasios, indem er deutlich mehr Ensembles verwendete.

 

Copyright: Theater Magdeburg

Ausgehend von Immanuel Kants Ausspruch, dass »unter allen Rechten des Souveräns die Gnade das schlüpfrigste Recht sei«, hinterfragt der preisgekrönte Regisseur Dietrich W. Hilsdorf, der zum ersten Mal in Magdeburg inszeniert, anhand von Mozarts Oper das Spannungsfeld von Gnade und Willkür. So wie es Dietrich W. Hilsdorf schon in vielen seiner Inszenierungen bewiesen hat, erschließt er mit seinen Darstellern die seelische Verfassung der Figuren, ihre Emotionen, ihre inneren Entscheidungen sowie die komplexen Konstellationen und ihre Funktionen im Machtgefüge der Oper: Herrschaft, Liebe, Verrat, Freundschaft. Hilsdorf entwickelt außerdem eine Inszenierung, die die gültigen Abstands- und Hygieneregeln einhält.

Wie aktuell Mozarts Oper ist, zeigt Dietrich W. Hilsdorf, indem er die historischen Schichten des Stoffes herausarbeitet. So zeigt das Bühnenbild Giovanni Paolo Panninis barocke Sicht auf das antike Forum Romanum inklusive Titus-Bogen, das Ganze auf einer heutigen Bühne: Der Kontrast verdeutlicht, dass es unter der Oberfläche des Idylls in der Oper gewaltig brodelt, ruft doch Vitellia gleich zu Beginn der Oper Sextus zum Brandanschlag auf den Kaiser und das Kapitol auf. Und während Titus in der Öffentlichkeit, die der Chor im Rang des Zuschauerraums repräsentiert, immer wieder ein gutes Bild von sich zu erzeugen versucht, setzt er in seinem inneren Herrschaftszirkel die titelgebende Gnade ein, um die brüchig gewordene Fassade zu retten.

Die Rolle des Kaisers Titus übernimmt in dem Intrigenspiel der italienische Tenor Emanuele D’Aguanno. In Magdeburg debütierte er 2017 als Belfiore in Mozarts Frühwerk »Die Gärtnerin aus Liebe«. Nach der Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro« und Fiordiligi in »Così fan tutte« debütiert Noa Danon nun in ihrer dritten Mozartpartie am Theater Magdeburg als rachsüchtige Vitellia. Ihre langjährige Erfahrung im Bereich der historischen Musizierpraxis kann Emilie Renard in dieser Produktion einmal mehr unter Beweis stellen. GMD Anna Skryleva erarbeitet detailliert die schnellen Gefühlswechsel in den Ensembles und Rezitativen und hat eine reduzierte Fassung für die Magdeburgische Philharmonie erarbeitet.

Libretto von Caterino Mazzolà
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung                                 GMD Anna Skryleva
Regie / Bühne                                 Dietrich W. Hilsdorf
Kostüme                                         Carola Volles
Dramaturgie                                         Ulrike Schröder
Choreinstudierung                                Martin Wagner

Tito                                                     Emanuele D’Aguanno
Vitellia                                                 Noa Danon
Sesto                                                 Emilie Renard
Servilia                                                Hyejin Lee
Annio                                                Isabel Stüber Malagamba
Publio                                                 Marko Pantelić

Opernchor des Theaters Magdeburg
Magdeburgische Philharmonie

Premierenfieber
So. 30. 8. 2020, 11.00 Uhr Opernhaus Wagnerfoyer
Weitere Vorstellungen
Sa. 19. 9. / Sa. 26. 9. / So. 4. 10. 2020

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURCHT VOR DER FREIHEIT -- Neue Reihe "Studio goes Politics" im Studiotheater STUTTGART

Die Kabarettistin Stephanie Biesolt eröffnete zusammen mit der Schauspielerin Marion Jeiter diese neue Kabarett-Reihe im Studiotheater. Dabei wurde die AfD aufs Korn genommen. Beim "Angriff auf…

Von: ALEXANDER WALTHER

GESPENSTER UND ATEMLOSE SPANNUNG -- "Falsche Schlange" von Alan Ayckbourn im Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

Eine Prodfuktion von Tournee-Theater Thespiskarren - Theater im Rathaus Essen. - In der subtilen Regie von Gerit Kling bekommt dieser Psycho-Thriller rasch scharfe Kontur. Annabel Chester kehrt nach…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUCH DIE BILDENDE KUNST IST PRÄSENT -- Ludwigsburger Schlossfestspiele 2025

Die Festspielzeit 2025 wird am Samstag, 31. Mai 2025 mit dem Konzerthausorchester Berlin unter der Leitung von Joana Mallwitz im Forum am Schlosspark eröffnet. Neben Schuberts "Großer C-Dur-Sinfonie"…

Von: ALEXANDER WALTHER

FEINE SCHWINGUNGEN -- "Wege in die Gegenwart" - Gitarrenmusik des 20. und 21. Jahrhunderts im Kammermusiksaal der Musikhochschule STUTTGART

Gitarren-Musikstudenten der Klasse von Tillmann Reinbeck stellten sich im Kammermusiksaal der Musikhochschule vor. Der Abend begann mit "Quatre pieces breves" aus dem Jahre 1933 von Frank Martin. Das…

Von: ALEXANDER WALTHER

PEITSCHENDE RHYTHMEN -- Symphonieorchester unter Juraj Valcuha im Beethovensaal der Liederhalle STUTTGART

Ein sehr russisches Programm präsentierte das glänzend disponierte SWR Symphonieorchester unter der Leitung des slowakischen Dirigenten Juraj Valcuha diesmal in der Liederhalle. Zunächst erklang die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑