Ausgehend von Immanuel Kants Ausspruch, dass »unter allen Rechten des Souveräns die Gnade das schlüpfrigste Recht sei«, hinterfragt der preisgekrönte Regisseur Dietrich W. Hilsdorf, der zum ersten Mal in Magdeburg inszeniert, anhand von Mozarts Oper das Spannungsfeld von Gnade und Willkür. So wie es Dietrich W. Hilsdorf schon in vielen seiner Inszenierungen bewiesen hat, erschließt er mit seinen Darstellern die seelische Verfassung der Figuren, ihre Emotionen, ihre inneren Entscheidungen sowie die komplexen Konstellationen und ihre Funktionen im Machtgefüge der Oper: Herrschaft, Liebe, Verrat, Freundschaft. Hilsdorf entwickelt außerdem eine Inszenierung, die die gültigen Abstands- und Hygieneregeln einhält.
Wie aktuell Mozarts Oper ist, zeigt Dietrich W. Hilsdorf, indem er die historischen Schichten des Stoffes herausarbeitet. So zeigt das Bühnenbild Giovanni Paolo Panninis barocke Sicht auf das antike Forum Romanum inklusive Titus-Bogen, das Ganze auf einer heutigen Bühne: Der Kontrast verdeutlicht, dass es unter der Oberfläche des Idylls in der Oper gewaltig brodelt, ruft doch Vitellia gleich zu Beginn der Oper Sextus zum Brandanschlag auf den Kaiser und das Kapitol auf. Und während Titus in der Öffentlichkeit, die der Chor im Rang des Zuschauerraums repräsentiert, immer wieder ein gutes Bild von sich zu erzeugen versucht, setzt er in seinem inneren Herrschaftszirkel die titelgebende Gnade ein, um die brüchig gewordene Fassade zu retten.
Die Rolle des Kaisers Titus übernimmt in dem Intrigenspiel der italienische Tenor Emanuele D’Aguanno. In Magdeburg debütierte er 2017 als Belfiore in Mozarts Frühwerk »Die Gärtnerin aus Liebe«. Nach der Gräfin in »Die Hochzeit des Figaro« und Fiordiligi in »Così fan tutte« debütiert Noa Danon nun in ihrer dritten Mozartpartie am Theater Magdeburg als rachsüchtige Vitellia. Ihre langjährige Erfahrung im Bereich der historischen Musizierpraxis kann Emilie Renard in dieser Produktion einmal mehr unter Beweis stellen. GMD Anna Skryleva erarbeitet detailliert die schnellen Gefühlswechsel in den Ensembles und Rezitativen und hat eine reduzierte Fassung für die Magdeburgische Philharmonie erarbeitet.
Libretto von Caterino Mazzolà
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung GMD Anna Skryleva
Regie / Bühne Dietrich W. Hilsdorf
Kostüme Carola Volles
Dramaturgie Ulrike Schröder
Choreinstudierung Martin Wagner
Tito Emanuele D’Aguanno
Vitellia Noa Danon
Sesto Emilie Renard
Servilia Hyejin Lee
Annio Isabel Stüber Malagamba
Publio Marko Pantelić
Opernchor des Theaters Magdeburg
Magdeburgische Philharmonie
Premierenfieber
So. 30. 8. 2020, 11.00 Uhr Opernhaus Wagnerfoyer
Weitere Vorstellungen
Sa. 19. 9. / Sa. 26. 9. / So. 4. 10. 2020