Hinter den sieben Bergen sucht das vergiftete Schneewittchen nach Wahrheit jenseits ihrer Schönheit. Dornröschen erwacht ungeküsst und sieht sich mit einem Prinzen konfrontiert, der sich für ihren Erwecker und damit für gottgleich hält. Und Rosamunde, die sich in der Einöde ihrem Schreiben widmet, versagt die Stimme. Märchenhaft geht es bei Jelinek für keine der drei Prinzessinnen aus, denn alle erstarren im Tod.
Doch sie wollen keinen rettenden Prinzen; sie wollen sie selbst sein und selbst denken. Dabei entdecken sie jedoch vor allem die Unvereinbarkeiten, die diese Geschichten von Macht und Geschlechtermentalität durchziehen. Vexierbilder von Schönheit und Wahrheit gehören hier scheinbar ebenso wenig zusammen wie Seele und Körper. Und die von Jelinek als Provokation gemeinte Frage, ob Frauen überhaupt denken, dichten, komponieren können, stellt sich auf einer neuen Ebene.
Durch die Besetzung mit drei männlichen Schauspielern Markus J. Bachmann (Schneewittchen), Christian Czeremnych (Dornröschen) und Sören Wunderlich (Rosamunde) entwickelt die junge Regisseurin Charlotte Sprenger in der Online-Version ihrer Inszenierung ein komplexes und faszinierendes Spiel mit Identitäten.
Charlotte Sprenger verwirklichte bereits als Regieassistentin am Schauspiel Köln erste eigene Arbeiten und inszenierte seitdem u.a. am Landestheater Linz, am Staatstheater Karlsruhe und am Thalia Theater in Hamburg. PRINZESSINNENDRAMEN ist nach MINNA VON BARNHELM ihre zweite Arbeit am Theater Bonn.