Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Spielserie BLOODY CROWN mit zwei Premieren: „König Johann" von Dürrenmatt und „Die Königin ist tot“ von Olga Flor - in den Wiener Neustädter KasemattenSpielserie BLOODY CROWN mit zwei Premieren: „König Johann" von Dürrenmatt und...Spielserie BLOODY CROWN...

Spielserie BLOODY CROWN mit zwei Premieren: „König Johann" von Dürrenmatt und „Die Königin ist tot“ von Olga Flor - in den Wiener Neustädter Kasematten

5. März bis 19. April 2020

Die wortwiege, unter der künstlerischen Leitung von Anna Maria Krassnigg, zieht mit ihren Mitstreiter*innen aus dem Bereich Kunst und Wissenschaft in die Kasematten nach Wiener Neustadt. In mehrjährigen Zyklen werden prägende europäische Mythen in einzigartiger Architektur neu inszeniert. Auf die Theatermacher*innen treffen Expert*innen aus Literatur und Wissenschaft, welche im europäischen Kontext nominiert werden. Die wissenschaftliche Leitung übernimmt Kulturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk.

 

Copyright: wortwiege

Der erste Zyklus von Europa in Szene trägt den Titel BLOODY CROWN und beschäftigt sich mit dem vielseitigen Genre des Königsdramas. Die brennenden Fragen von Macht, Verantwortung und Stimmungslage in historischen Wendezeiten werden am Theater und in den Dialogveranstaltungen sinnlich verhandelt.

KÖNIG JOHANN
VON FRIEDRICH DÜRRENMATT NACH SHAKESPEARE

Als vierter Sohn ist für Johann Plantagenet, der schon als Kind den Spitznamen „Ohneland“ trug, Englands Krone in weiter Ferne. Nach dem Tod all seiner Brüder – zuletzt Richard Löwenherz – besteigt er dennoch den Thron. Als der Erbfeind Frankreich den Anspruch seines Neffen Arthur gegen Johann unterstützt, steht Krieg bevor. Unvermutet taucht inmitten der Machtspiele ein Bastardsohn von Löwenherz auf, der versucht, den impulsiven Johann von der Macht der Vernunft zu überzeugen. Nachdem sich auch noch weitere europäische Player, darunter der Vatikan, einmischen, scheint das Chaos zu siegen. Trotz Mord und Verrat kommt jedoch die Magna Charta zustande, der frühe Anfang eines modernen Rechtsstaats.

Shakespeares wenig bekanntes Königsdrama King John, das Friedrich Dürrenmatt mit Blick auf zeitgenössische Gräuel bearbeitet hat, zeigt die Politikspiele der Mächtigen als schwarze Komödie voller Überraschungen und Absurditäten. Grausam und heiter zugleich tauschen sich Schlachtfeld und Verhandlungstisch ab, das große Fressen der Machtgierigen mutet karnevalesk und beunruhigend heutig an.

Anlässlich der Eröffnung des neuen Theaters in den historischen Wiener Neustädter Kasematten wählt die wortwiege ein Königsdrama mit Ortsbezug – hat doch das Lösegeld von Richard Löwenherz die Gründung der Stadt ermöglicht, und taucht sein Widersacher, der Herzog von Österreich, selbst im Stück auf. Eine rasante Einführung in die europäische Geschichte im Spiegel der Gegenwart.

CAST:
Nina C. Gabriel
Niko Lukic
Horst Schily
Jens Ole Schmieder
Petra Staduan
Julian Waldner
Isabella Wolf
CREW:

Regie: Anna Maria Krassnigg
Raum: Andreas Lungenschmid
Kostüm: Antoaneta Stereva
Musik: Christian Mair
Licht: Lukas Kaltenbäck
Dramaturgie und Regiemitarbeit: Jérôme Junod

DIE KÖNIGIN IST TOT
URAUFFÜHRUNG NACH DEM ROMAN VON OLGA FLOR

Sie ist schön, clever und sehr ehrgeizig. Die Erzählerin in Olga Flors Roman Die Königin ist tot weiß genau, woher sie kommt, wo sie hinwill und wie sie dorthin gelangen kann. Dass dafür viel Disziplin und Selbstopferung nötig sind, ist ihr bewusst, zumal sie sich an einen mächtigen Medienunternehmer herangemacht hat. Mitten unter hinterhältigen Alphatieren, zieht sie alle Register, um ihren Platz zu sichern. In einem Luxusturm am Seestrand von Chicago wird sie bewundert, benützt, weitergereicht, verfolgt jedoch eiskalt ihre eigene Strategie – und nimmt dafür selbst einen Mord in Kauf.

Als Beichte einer zeitgenössischen Lady Macbeth, die sich keinen Fehler in der Verwaltung ihres Körpers und ihrer Gefühle leisten kann, verführt uns Olga Flor in ein dystopisches Universum der Schönen und Reichen, die über Leichen zu gehen bereit sind, um ihre Privilegien zu verteidigen. Wir teilen die Innenperspektive einer Mörderin, die mit einem System des Glanzes und der Unterdrückung spielt, das sie selbst zerstört. Scharf und nüchtern wird eine Gesellschaft seziert, die Erfolg, Besitz und Ansehen als einzige Werte anerkennt und deren Machtstrukturen die Ausgeschlossenen zu rechtlosem Freiwild erklärt. Eine Hochglanzhöllenfahrt und kluge Macbeth-Neuerzählung der großen österreichischen Autorin Olga Flor.

CAST:
Nina C. Gabriel
Petra Staduan
Isabella Wolf
Horst Schily (Film)
Jens Ole Schmieder (Film)

CREW:
Regie: Anna Maria Krassnigg
Raum: Andreas Lungenschmid
Kostüm: Antoaneta Stereva
Musik und Film: Christian Mair
Licht: Lukas Kaltenbäck
Bühnenfassung und Dramaturgie: Karl Baratta, Marie-Therese Handle-Pfeiffer
Regiemitarbeit: Jérôme Junod
Abendspielleitung: Marie-Therese Handle-Pfeiffer

Begleitet werden die Vorstellungen von dem „Salon Royal“, ein Diskussionsformat kuriert von Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk: Müller-Funk lädt in den „Salon Royal“ Bekanntheiten aus Wissenschaft, Philosophie und Kunst ein wie zum Beispiel Franz Schuh, Slobodan Šnajder, Monika Meister oder Dario Gentili ein.

Weitere Informationen finden Sie unter:
bloodycrown.at

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 23 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑