Der erste Zyklus von Europa in Szene trägt den Titel BLOODY CROWN und beschäftigt sich mit dem vielseitigen Genre des Königsdramas. Die brennenden Fragen von Macht, Verantwortung und Stimmungslage in historischen Wendezeiten werden am Theater und in den Dialogveranstaltungen sinnlich verhandelt.
KÖNIG JOHANN
VON FRIEDRICH DÜRRENMATT NACH SHAKESPEARE
Als vierter Sohn ist für Johann Plantagenet, der schon als Kind den Spitznamen „Ohneland“ trug, Englands Krone in weiter Ferne. Nach dem Tod all seiner Brüder – zuletzt Richard Löwenherz – besteigt er dennoch den Thron. Als der Erbfeind Frankreich den Anspruch seines Neffen Arthur gegen Johann unterstützt, steht Krieg bevor. Unvermutet taucht inmitten der Machtspiele ein Bastardsohn von Löwenherz auf, der versucht, den impulsiven Johann von der Macht der Vernunft zu überzeugen. Nachdem sich auch noch weitere europäische Player, darunter der Vatikan, einmischen, scheint das Chaos zu siegen. Trotz Mord und Verrat kommt jedoch die Magna Charta zustande, der frühe Anfang eines modernen Rechtsstaats.
Shakespeares wenig bekanntes Königsdrama King John, das Friedrich Dürrenmatt mit Blick auf zeitgenössische Gräuel bearbeitet hat, zeigt die Politikspiele der Mächtigen als schwarze Komödie voller Überraschungen und Absurditäten. Grausam und heiter zugleich tauschen sich Schlachtfeld und Verhandlungstisch ab, das große Fressen der Machtgierigen mutet karnevalesk und beunruhigend heutig an.
Anlässlich der Eröffnung des neuen Theaters in den historischen Wiener Neustädter Kasematten wählt die wortwiege ein Königsdrama mit Ortsbezug – hat doch das Lösegeld von Richard Löwenherz die Gründung der Stadt ermöglicht, und taucht sein Widersacher, der Herzog von Österreich, selbst im Stück auf. Eine rasante Einführung in die europäische Geschichte im Spiegel der Gegenwart.
CAST:
Nina C. Gabriel
Niko Lukic
Horst Schily
Jens Ole Schmieder
Petra Staduan
Julian Waldner
Isabella Wolf
CREW:
Regie: Anna Maria Krassnigg
Raum: Andreas Lungenschmid
Kostüm: Antoaneta Stereva
Musik: Christian Mair
Licht: Lukas Kaltenbäck
Dramaturgie und Regiemitarbeit: Jérôme Junod
DIE KÖNIGIN IST TOT
URAUFFÜHRUNG NACH DEM ROMAN VON OLGA FLOR
Sie ist schön, clever und sehr ehrgeizig. Die Erzählerin in Olga Flors Roman Die Königin ist tot weiß genau, woher sie kommt, wo sie hinwill und wie sie dorthin gelangen kann. Dass dafür viel Disziplin und Selbstopferung nötig sind, ist ihr bewusst, zumal sie sich an einen mächtigen Medienunternehmer herangemacht hat. Mitten unter hinterhältigen Alphatieren, zieht sie alle Register, um ihren Platz zu sichern. In einem Luxusturm am Seestrand von Chicago wird sie bewundert, benützt, weitergereicht, verfolgt jedoch eiskalt ihre eigene Strategie – und nimmt dafür selbst einen Mord in Kauf.
Als Beichte einer zeitgenössischen Lady Macbeth, die sich keinen Fehler in der Verwaltung ihres Körpers und ihrer Gefühle leisten kann, verführt uns Olga Flor in ein dystopisches Universum der Schönen und Reichen, die über Leichen zu gehen bereit sind, um ihre Privilegien zu verteidigen. Wir teilen die Innenperspektive einer Mörderin, die mit einem System des Glanzes und der Unterdrückung spielt, das sie selbst zerstört. Scharf und nüchtern wird eine Gesellschaft seziert, die Erfolg, Besitz und Ansehen als einzige Werte anerkennt und deren Machtstrukturen die Ausgeschlossenen zu rechtlosem Freiwild erklärt. Eine Hochglanzhöllenfahrt und kluge Macbeth-Neuerzählung der großen österreichischen Autorin Olga Flor.
CAST:
Nina C. Gabriel
Petra Staduan
Isabella Wolf
Horst Schily (Film)
Jens Ole Schmieder (Film)
CREW:
Regie: Anna Maria Krassnigg
Raum: Andreas Lungenschmid
Kostüm: Antoaneta Stereva
Musik und Film: Christian Mair
Licht: Lukas Kaltenbäck
Bühnenfassung und Dramaturgie: Karl Baratta, Marie-Therese Handle-Pfeiffer
Regiemitarbeit: Jérôme Junod
Abendspielleitung: Marie-Therese Handle-Pfeiffer
Begleitet werden die Vorstellungen von dem „Salon Royal“, ein Diskussionsformat kuriert von Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk: Müller-Funk lädt in den „Salon Royal“ Bekanntheiten aus Wissenschaft, Philosophie und Kunst ein wie zum Beispiel Franz Schuh, Slobodan Šnajder, Monika Meister oder Dario Gentili ein.
Weitere Informationen finden Sie unter:
bloodycrown.at