„Kennzeichnend für den Leipziger Weg sind die künstlerischen Doppelbefragungen von antiken und zeitgenössischen Stoffen, von Stücken der Moderne, aber vor allem von origineller Gegenwartsdramatik, mit der das Haus inzwischen auch überregional Anerkennung und Bewunderung erzielt.“, so Müller weiter. Besonders hervorgehoben werden neben Lübbes Verdienst auch die Arbeiten der Regisseure Philipp Preuss und Claudia Bauer, die dieses Jahr mit ihrer Inszenierung „89/90“ erstmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.
Der Martin-Linzer-Theaterpreis wird am 14. Juni am Schauspiel Leipzig vor der Vorstellung von „Die Maßnahme / Die Perser“ durch den Juror Harald Müller dem Ensemble übergeben. Eine ausführliche Begründung sowie Gespräche und Porträts von Enrico Lübbe, Claudia Bauer und Philipp Preuss sind in der Juni-Ausgabe von Theater der Zeit veröffentlicht. Mit dem Martin-Linzer-Theaterpreis würdigt Theater der Zeit herausragende künstlerische Leistungen eines Ensembles im deutschsprachigen Raum.
Martin Linzers Stil der Theaterkritik war und ist maßstabssetzend. Über 57 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahre 2015, schrieb er für Theater der Zeit, war er unverwechselbarer Teil von Theater der Zeit. In der Verbindung von genauer Beobachtungsgabe, unaufdringlicher Intellektualität und politischer Haltung lag Linzers Verdienst. In der Tradition von Hebert Ihering prägte er eine dezidiert linke Theaterkritik und verfolgte dieses Anliegen bis ins beginnende 21. Jahrhundert.
Mit dem Martin-Linzer-Theaterpreis wird künftig jährlich ein Ensemble oder eine freie Theatergruppe für ihre Arbeit ausgezeichnet. Für die Wahl des Preisträgers ist ein jährlich wechselnder Alleinjuror zuständig.