Nachdem sie dort nicht mehr erbeutet haben als die für den Abfall aussortierten Waren, wird ihr Anführer Severin auf der Flucht auch noch vom Polizisten Olim angeschossen. Den jedoch plagen plötzlich Gewissenbisse, als er Severins wertloses Diebesgut – eine einzige Ananas – erblickt. Ein wundersam auftretender Bote, der Olim einen Lotteriegewinn überreicht, verschafft ihm die Möglichkeit, seine mitleidvollen Regungen in tatsächliche Hilfe umzusetzen. Doch sein Versuch, einen Gesetzesbrecher mit finanziellen Mitteln zum guten Menschen zu bekehren, gestalten sich weit schwieriger als zunächst gedacht. Erst nach lebensbedrohlichen Krisen finden sich Severin und Olim freundschaftlich vereint, aber völlig verarmt am Silbersee wieder. Ihren Selbstmord vereitelt nur eine magische Schlusswendung, da der See überraschend zufriert und sie so in eine andere Zukunft trägt.
Kurt Weill und Georg Kaiser, zwei der erfolgreichsten Bühnenkünstler ihrer Zeit, schufen Anfang der 1930er Jahre ein Werk, das bis heute jeglicher Genreklassifikation trotzt. Gleichzeitig Oper und Schauspiel, mit einer (wie schon in Weills "Dreigroschenoper") aufregenden musikalischen Mischung aus populären Stilen wie Chanson und Tango, romantisch-sinfonischen Klängen und den berühmten Weillschen Chorälen, ist diese Zeitoper ein waghalsiger Grenzgang. Sie changiert zwischen E- und U-Musik, zwischen Märchen und gesellschaftspolitischer Versuchsanordnung, die eine Utopie der Menschlichkeit auf den Prüfstand stellt.
Das Wintermärchen »Der Silbersee« wurde am 18. Februar 1933, drei Wochen nach Machtergreifung der Nazis, uraufgeführt. Schon am 4. März wurden alle Inszenierungen nach Protesten und Boykottdrohungen wieder abgesetzt. Der Komponist Kurt Weill (1900–1959) emigrierte kurze Zeit später in die Vereinigten Staaten, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.
Georg Kaiser (1878–1945), exponierter Vertreter des expressionistischen Theaters, wurde aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen; seine Werke wurden im Mai 1933 verbrannt. 1938 ging er mit seiner Familie ins Schweizer Exil und blieb dort bis zu seinem Tod 1945.
Regie Lars-Ole Walburg + Bühne Reinhild Blaschke + Kostüme Anne Buffetrille + Video Bert Zander + Musikalische Leitung Thomas Posth + Einstudierung Gesang Burkhard Niggemeier + Dramaturgie Volker Bürger + Korrepetition Roman Rofalski
Olim Andreas Schlager + Severin Martin Vischer + Frau von Luber Beatrice Frey + Fennimore Sachiko Hara + Erster Bursche Dominik Maringer + Zweiter Bursche Daniel Nerlich + Dritter Bursche Sandro Tajouri + Vierter Bursche Henning Hartmann + Dicker Landjäger Christoph Müller + Erste Verkäuferin Susana Fernandes Genebra + Zweite Verkäuferin Johanna Bantzer + Lotterieagent Dominik Maringer + Junger Arzt Daniel Nerlich + Krankenschwester Johanna Bantzer + Zofe Susana Fernandes Genebra + Alter Arzt Christoph Müller + Baron Laur Henning Hartmann + Baron Laur Dominik Maringer + Baron Laur Daniel Nerlich + Baron Laur Sandro Tajouri + Chor Johanna Bantzer / Beatrice Frey / Susana Fernandes Genebra / Henning Hartmann / Julia Alexandra Klotz / Dominik Maringer / Daniel Nerlich / Sandro Tajouri + Orchester im Treppenhaus Angelo Bard + Franziska Buttkus + Andreas Greiter + Anne Harer + Albrecht Kleinfeld + Scott Keating + Christine Köhler + Sebastian Mangold + Thomas Mielke + Phillipp Möhler + Josephine Nobach + Maria Pache + Roman Rofalski + Mikael Rudolffson + Felix Schilling + Sara Sieber + Julian Sulzberger + Frederike Timmermann + Simon Hilberding + Luisa Lohmann