Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Martin Schläpfers Choreographie „Ein Deutsches Requiem“ für Diaghilev-Preis 2012 nominiert Martin Schläpfers Choreographie „Ein Deutsches Requiem“ für Diaghilev-Preis...Martin Schläpfers...

Martin Schläpfers Choreographie „Ein Deutsches Requiem“ für Diaghilev-Preis 2012 nominiert

Martin Schläpfers Choreographie „Ein Deutsches Requiem“ zur gleichnamigen Komposition von Johannes Brahms in der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg ist für den Diaghilev-Preis 2012 nominiert, der am 26. Mai im Rahmen des Diaghilev-Festivals im russischen Perm verliehen wird.

Die Jury – in diesem Jahr erstmals unter der Leitung von Gerard Mortier – zeichnet seit 2003 jährlich eine herausragende Tanz- und Theaterproduktion aus. Preis und Festival sind dem russischen Kunstkritiker, Herausgeber, Kurator und Impresario Sergei Diaghilev gewidmet, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts maßgeblich dazu beitrug, die russische Kunst, insbesondere das Ballett, auch im westlichen Ausland bekannt zu machen.

 

Neben Martin Schläpfers Kreation für das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg sind sechs weitere Produktionen von Künstlern wie Christoph Marthaler und Robert Wilson, Anne Teresa De Keersmaeker und La Fura dels Baus nominiert.

 

Das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg zeigt „Ein Deutsches Requiem“ in der kommenden Spielzeit wieder: ab 15. September 2012 steht die Choreographie im Theater Duisburg auf dem Spielplan, ab 22. Dezember auch im Opernhaus Düsseldorf.

 

Ein Deutsches Requiem

Martin Schläpfer

„Bestes Saisonende je!“, schrieb Wiebke Hüster in der FAZ über Martin Schläpfers im Juli 2011 uraufgeführtes Ballett „Ein Deutsches Requiem“. Und die Süddeutsche Zeitung übertitelte die Kritik von Dorion Weickmann: „Auf Augenhöhe mit Gott. Martin Schläpfer verwandelt in Düsseldorf ‚Ein Deutsches Requiem‘ von Johannes Brahms in eine Schöpfungsliturgie.“ Der von Publikum wie Presse gleichermaßen umjubelte Ballettabend feiert im September 2012 seine Premiere im Theater Duisburg und steht ab Dezember auch im Opernhaus Düsseldorf wieder auf dem Programm.

 

Der Tod ist Trennung vom Anderen, er ist zugleich aber auch eines der größten Mysterien, Annäherung an das Unerforschliche, Kommunikation mit den Quellen des Seins und dem Unendlichen. Johannes Brahms spürte eine starke Affinität zu diesen Themen und näherte sich in zahlreichen Kompositionen immer wieder aufs Neue dem Geheimnis des menschlichen Lebens und Sterbens. Mit seinem in der vollständigen Fassung 1869 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführten „Deutschen Requiem“ op. 45 nach Worten der Heiligen Schrift für Sopran, Bass-Bariton, Chor und Orchester schuf er eine Komposition, die in ihrer höchst individuellen Gestaltung innerhalb der Musiklandschaft des 19. Jahrhunderts singulär dasteht.

 

Ratlosigkeit, Resignation, Erdulden, aber auch Hoffen und Sehnen, Akzeptieren, Erbarmen und Trost – all das verwandelte Martin Schläpfer in seiner Auseinandersetzung mit Brahms’ Komposition in ein Ballett, das ein Tanzen in den Zwischenräumen ist. Dabei zeigt er – wie Angela Reinhardt auf www.tanznetz.de über die Uraufführung bemerkte, „nicht die Antwort“, sondern die Frage. „Sein Ballett ist weder getanzte Philosophie noch getanzte Religion.“ Wissend, dass es ein Ziel nie erreichen wird, ist es das eindringliche Suchen und Forschen nach den letzten Fragen des Menschseins in einer musikalisch-choreographischen Gedankenwelt, die in ihrem Reichtum an Imaginationen unerschöpflich scheint und aus deren Zweifel eine ganz eigene, melancholische Schönheit erwächst. Dabei entzieht sich Martin Schläpfer konsequent einer Ästhetisierung der Vergänglichkeit, um vielmehr die existenzielle Suche des Menschen im Kunstwerk aufzuzeigen. Mit dem Tanz, jener körperlichsten und zugleich flüchtigsten der Bühnenkünste, die am engsten verschwistert ist mit der Transzendenz, gelingt es ihm, in jene Risse und Klüfte des Lebens vorzudringen, in denen „etwas fehlt“ und die über das Gegebene weit hinausweisen.

***

EIN DEUTSCHES REQUIEM

Martin Schläpfer

 

MUSIK

„Ein Deutsches Requiem“ nach Worten der Heiligen Schrift für Sopran, Bass-Bariton, vierstimmigen Chor und Orchester op. 45 von Johannes Brahms

 

Choreographie Martin Schläpfer

Musikalische Leitung Axel Kober

Bühne Florian Etti

Kostüme Catherine Voeffray

Licht Volker Weinhart

Chorleitung Gerhard Michalski

 

Sopran Sylvia Hamvasi / Anke Krabbe

Bariton Laimonas Pautienius / Dmitri Vargin

Chor Chor der Deutschen Oper am Rhein

Orchester Duisburger Philharmoniker / Düsseldorfer Symphoniker

 

Weitere Informationen zum Diaghilev-Preis und zum Diaghilev-Festival: diaghilevfest.perm.ru/en.

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 19 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FLIESSENDE TRANSFORMATIONEN -- Neue CD mit Viktoria Elisabeth Kaunzner (Violine) bei Solo Musica

Die Geigerin Viktoria Elisabeth Kaunzner hat hier eine innovative Auswahl an zeitgenössischen Werken von Komponistinnen für Violine und Orchester zusammengestellt - darunter Weltersteinspielungen.…

Von: ALEXANDER WALTHER

SPÄTROMANTISCHER ZAUBER -- 7. Kammerkonzert des Staatsorchesters "Zwischen Wien und Budapest" in der Liederhalle STUTTGART

Nach der Uraufführung seines Bläserquintetts in Es-Dur im Jahre 1784 im Wiener Burgtheater berichtete Wolfgang Amadeus Mozart seinem Vater Leopold von dem "ausserordentlichen beyfall", den dieses Werk…

Von: ALEXANDER WALTHER

Gebrochene Herzen -- "Die Märchen des Oscar Wilde erzählt im Zuchthaus zu Reading" nach Oscar Wilde von André Kaczmarczyk mit Musik von Matts Johan Leenders im Schauspielhaus Düsseldorf

Oscar Wilde war zu seinen Lebzeiten ein gerühmter Dramatiker und Dichter, bekannt auch wegen seiner vielen gewitzten Bonmots, die noch heute vielfach für Werbeanzeigen benutzt werden. Darüber hinaus…

Von: Dagmar Kurtz

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT -- Neue CD: Giacomo Puccinis "Le Villi" bei BR Klassik

Die Uraufführung der Originalfassung von Giacomo Puccinis einaktiger Oper "Le Villi" am 31. Mai 1884 wurde ein großer Erfolg. Interessant ist bei diesem Frühwerk das Faible für den Tanz. Das Ergebnis…

Von: ALEXANDER WALTHER

DIE HIMMLISCHEN FREUDEN -- Teodor Currentzis und das Utopia Orchestra mit Brahms und Mahler im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle

Aktuell gastiert das von Teodor Currentzis gegründete Utopia Orchestra mit dem zweiten Klavierkonzert op. 19 von Johannes Brahms und der vierten Sinfonie in G-Dur von Gustav Mahler. So waren die…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑