Illustre Partygäste tummeln sich gleich zu Beginn in einer herrschaftlichen Villa, die bald zum Mittelpunkt mörderischen Geschehens wird (Kostüme und Bühnenbild: Lara Kamysina). Es geht um den Mord an der Mutter von Lady Margo (facettenreich: Victoria Skopp) und Lady Lorraine (undurchsichtig: Julia Svridova), die sich als ständig streitendes Geschwisterpaar gut ergänzen. Man erfährt, dass der Vater Mister Miles einen außerehelichen Sohn hat, dessen Namen man nur mühsam in Erfahrung bringen kann und der sich an seiner Familie rächen will. Es ist der von Martin Stettner mit einer unheimlichen Ironie gespielte Richard. Die ganze Handlung ist irgendwie mit dem Fluch der Kassandra behaftet: "Taktgefühl gehört nicht zu den Eigenschaften eines Anwalts!" Diesen Anwalt Roger mimt Ben Millef keineswegs mit vornehmer Zurückhaltung, sondern zupackender Direkheit.
Und die unverwüstliche Lady Margo ist sich sicher, dass ein Polizist im Haus ist. "Haben Sie schon viele Verbrecher verhaftet?" fragt sie ungeniert. Lady Lorraine befindet sich ebenfalls ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs. Lady Margo ist sich sicher: "Jemand hat unsere Mutter ermordet." Sie wird schließlich von ihrer Schwester verdächtigt, die Tat begangen zu haben, wobei sich die Situation ständig zuspitzt. Immerhin hat man eine giftige Phiole unter dem Bett der Mutter gefunden.
In der sich ständig zuspitzenden Dramaturgie besteht eine Stärke bei dieser Inszenierung. Vladislav Grakovski unterstreicht bei seiner Regie auch den Humor: "Leute unseres Standes haben keine Eheprobleme". Ein imaginäres Klopfen ist für Lady Lorraine der Vorbote des Todes: "Unterschätze niemals meine Macht oder das Schicksal deiner Mutter wirst erleiden du! "Schauerlicher Sarkasmus im Stil eines Edgar Wallace setzt sich dabei durch, zumal es sich hier um einen echten englischen Krimi handelt: "Ich habe einen vertrockneten alten Onkel, der Brite ist..." Die Protagonisten scheinen Stimmen aus dem Jenseits zu hören. Man vernimmt auch die Glocken des Big Ben. Und man erfährt, dass die Mutter nur Lady Lorraine das Haus vererben wollte. Außerdem wurde der Hausherr Sir Miles ebenfalls ermordet. Er habe keine Gelegenheit ausgelassen, sich an junge Frauen heranzumachen. Monika Läufle spielt wandlungsfähig die Bedienstete Linda, die schließlich mit dem von Giovanni Gagliano glaubwürdig verkörperten Sean ein Liebesverhältnis eingeht.
Die Geschwister bestreiten, die Mutter umgebracht zu haben. "Haben Sie ihr Drogen in den Tee getan?" fragt der Anwalt stoisch. Der Anwalt macht Sean Vorwürfe: "Ich bin nicht so notgeil wie Sie! Ich muss nicht alles bespringen!" Alle sind sich sicher, dass immer noch ein Mörder im Haus ist. Man will die Polizei holen. Und es steigt die atemlose Spannung. Sean wird niedergeschlagen und der Butler wird ermordet. Im Hintergrund geht ein Auto in die Luft - und man glaubt, die sich darin befindliche Lady Lorraine sei getötet worden, was sich als Irrtum erweist. Lady Margo ist immer noch misstrauisch: "Ich musste mich vor meiner Schwester retten! Sie wollte sich an meiner Mutter rächen..." Sean will gehen: "Ich habe die Schnauze voll von dieser Bude!" Man hat plötzlich keine Spur von Margo.
Richard erscheint wie ein Auferstandener von den Toten - nämlich als vermeintlich erschossener Butler. Er erweist sich als der wahre Mörder: "Wie seid ihr eigentlich auf mich gekommen?" Er beschuldigt alle der Komplizenschaft mit Lady Margo. Es kommt heraus, dass Richard der außereheliche Sohn ist: "Es ist so furchtbar, vom eigenen Vater verlassen zu werden..." Zuletzt nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf: Richard fliegt mit seinem eigenen Wagen in die Luft. Denn alle haben die gefundene Bombe im Haus an sein Auto gebunden. Lady Margo beteuert: "Ich bin unschuldig!" Lady Lorraine wird als Richards Komplizin beschuldigt, was sie bestreitet. Zuletzt versöhnen sich die Schwestern: "Margo hat sie als einzige nie betrogen."
Sean und das Dienstmädchen Linda überleben die Katastrophe und werden dauerhaft ein Paar. So wird dieser spektakuläre Fall gelöst. Es ist eine Inszenierung, die immer einen roten Faden besitzt und klug aufgebaut ist (Dekor: Tascha Hamm). Viele "Bravo"-Rufe im Publikum.